Sonntag, 28. Dezember 2014

Gleðileg Jól!

Frohe Weihnacht! Ich hoffe ihr habt alle gut die Weihnachtstage überstanden. 
Meine Festlichkeiten fingen am letzten Sonntagabend an, das war die längste Nacht Islands. Aus diesem Anlass fand sich der Chor zusammen um ein paar Weihnachtsliedchen zu trällern. Das Konzert fand in der kleinen Kirche statt, die ganz in der Nähe der natürlichen Quelle ist, wo ich mal war.  Der Chor an sich hat sehr schön gesungen und es war auch eine gemütliche Stimmung - aber ich habe schrecklich gesessen! Die Bänke sind die reinste Folter: Zum einen sind sie so eng gesteckt, das ich nicht normal sitzen kann ohne meine Knie hoch zu ziehen, und zum anderen drückt die viel zu tief geratene Lehne schön zwischen meine Wirbel. Deswegen war ich erleichtert, als es auch wieder vorbei war. Gyda war nicht so begeistert gewesen von der Performance, da die Liedtexte anscheinend alle sehr seriös und eher von trauriger Stimmung waren. Das kann ich schlecht beurteilen.
Am Monatg schauten wir nach alter Tradition "Tatsächlich Liebe" und leuteten somit die gemütlichen Tage ein. eine weitere familiäre Tradition ist der Milchreis zum Mittagessen am 24. Dabei wird eine Mandel drunter gemischt und wer die Mandel in seiner Schale findet, darf das Geschenk auspacken. Dieses Jahr ist jedoch die Mandel abhanden gekommen und so wurde Jón auserkoren das Geschenk stellvertretend zu öffnen. Wie immer gab ein Gesellschaftsspiel und als Bonus eine DVD: "Of Horses and Men" - ein Film über Islandpferde und ... Leute. Keine Ahnung, Jón hat sich einen Ast abgefreut aber ich fand den Film eher langweilig und abstrus. 

Unser Weihnachtsabend  wurde mit viel Schnee und Nordlichtern begleitet. Aufgetischt wurde als Vorspeise Pfannkuchen mit Garnelen, als Hauptspeise Lammrücken mit Kartoffeln, Salat und allen möglichen anderen  Beilagen wie Rotkohl etc... Zum Nachtisch gab es Pavlova. Ich bin fast geplatzt! Es folgte eine besinnliche Bescherung unter einem vollgestopften Weihnachtsbaum. Hier in Island verschenkt man gerne an jeden den man so kennt: Nachbarn, Freunde, Familie, Kollegen, vor niemanden wird halt gemacht. Das hat nicht nur zu Folge, dass man sehr viel Geld ausgeben muss und sich jedes Jahr den Kopf zerbricht was man denn bloß nettes (und vielleicht sogar auch sinnvolles) verschenken kann - Nein! Man bekommt nämlich auch viel komisches Zeug geschenkt, denn nicht jeder macht sich so viele Gedanken. Das beliebteste "Ich-weiß-nicht-was-ich-sonst-schenken-sollte"-Geschenk war dieses Jahr ein Glas Schälchen. Das steht jetzt einmal in blau, grün, rot und weiß bei uns im Wohnzimmer. Um 23 Uhr besuchten wir noch die Messe die mit 45 Minuten und ohne Abendmahl oder anderen "Schnickschnack" ziemlich unspektakulär war. Aber als wir aus der Kirche herauskamen, hat es geschneit. Sehr Stimmungsvoll.
Den erste Weihnachtstag verbrachten wir mit Spiele spielen, Filme schauen und lesen. Ganz entspannt. Der zweite Weihnachtstag war nicht wirklich anders. Ich spazierte ein bisschen im Schnee, aber da nur die Straße geräumt ist, habe ich nicht so wirklich die große Auswahl an Wegen - entweder rechts, oder links die Straße lang. Gesternabend fuhren Gyda und ich zum dritten Mal in dieser Woche zu der kleinen Kirche, diesmal für ein Konzert der Lehrer+Freunde-Band. Die waren aber ziemlich gut und da der Auftritt fast 2 Stunden gedauert hat, hatte ich genug Zeit um eine bequeme Sitzposition zu finden.

Sonntag, 21. Dezember 2014

Ganz in Weiß

Nun ist es offiziell: Nicht mehr lang und ich bin zu Hause - was der feste Beweis ist? Ich habe meinen letzten Urlaub hinter mir! Ich war letzte Woche 5 Tage in Reykjavík und nun bleibe ich erstmal daheim.
Normalerweise liegt in der Stadt nicht so viel Schnee wie auf dem Land. Doch in Islands Hauptstadt herrscht sogar noch im Zentrum absolutes Schneechaos. Alles ist weiß - auch die Straßen. Der Verkehr ist schrecklich und ich will gar nicht wissen, wie viele Autos täglich abgeschleppt oder irgendwo herausgezogen werden. Zum Glück hatten wir uns für diese Woche kein Auto gemietet, das wäre selten dämlich gewesen. Aber einige Touristen schreckt auch kein Schneesturm mit einer Sichtweite von 5 Metern ab, Auto zu fahren. Zwei junge Männer aus meinem Hostel sind mit ihrem kleinen Mietwagen sogar zwei Tage hintereinander stecken geblieben - wer nicht lernen will, muss zahlen. Wegen des schlechten Wetters an den ersten Tagen beschränkten Lena und ich unsere Tagesaktivität am Montag auf das Einkaufszentrum: Geschenke kaufen. Abends haben wir in der Küche Suppe mit Zuchini gekocht und trafen auf Martin aus Finnland und Linda aus Norwegen. Mit den beiden hatten wir noch eine lustige Nacht im Hostel.
Am Dienstag beließen wir es auf die Museen (Siedlermuseum und Nationalmuseum) und  auf das Schwimmbad (mit Whirlpools auf der Terrasse, mitten im Zentrum, sehr schön). Am Mittwoch wagten wir uns ein bisschen weiter raus, und besuchten am Morgen noch das Maritimmuseum sowie eine Fotoausstellung und am Nachmittag fuhren wir zu Blauen Lagune. Diese hatte am Dienstag wegen Probleme mit der Temperaturregulierung geschlossen und war dementsprechend am Mittwoch immer noch kälter als üblich. Nichts desto trotz war die Lagune wirklich toll - das Wasser hat eine so blaue Farbe, das man sich nur schwer vorstellen kann, das dies natürlich ist. Außerdem ist touristisch um diese Jahreszeit nicht so viel los, deswegen konnte ich ganz in Ruhe in den Saunen alleine entspannen. Wir haben in der Lagune auch ein Mädel aus Portland getroffen (Rachel) die gerade aus ihrem Urlaub aus der Schweiz wiederkam. Mit ihr haben wir uns dann für Freitag verabredet, um den Weihnachtsmarkt zu begutachten. 
Den Donnerstag verbrachten wir schon wieder in einem Museum! Diesmal in dem Sagamuseum, jetzt kenne ich die isländische Geschichte in und auswendig. Noch letzte Besorgungen wurden erleditg und nach dem wir uns in einem Café aufgewärmt hatten, machten wir uns fertig für das Konzert des Londoner Philharmonie Orchesters in der Harpa. Mit meinen schicken Wanderschuhen enstprach ich nicht ganz dem durchschnittlichen Dresscode, aber meine Schuhauswahl ist begrenzt. Das Orchester spielte eine wirklich schöne Symphonie, und der Pianist brauchte noch nichteinmal Noten - echt beeindruckend.
Am Freitagmorgen machten wir einen Spaziergang zu dem zugefrorenen See - würde man den Schnee räumen, wäre es eine perfekte Fläche zum Schlittschuhlaufen. Nur eine Ecke ist frei von Eis, dort tummeln sich die ganzen Vögel die sonst auf dem Wasser verteilt sind. Wir trafen Rachel am Mittag am "Weihnachtsmarkt", dieser Bestand aus 10 Buden und war mir noch nicht einmal ein Foto wert. Es hätte auch ein normaler Wochenmarkt sein können, das einzig weihnachtliche war der Weihnachtsbaumverkauf. So ging schon die Woche zu Ende! Ich holte meinen Rucksack aus dem Hostel, warf einen letzten Blick auf die Berge Reykjavíks bei Tageslicht, und machte mich auch den Weg zu meinem Bus.
Den ich um ein Haar verpasste.
Ich suchte schnell die nächste Verbindung zum Busbahnhof raus und stellte mich an die Haltestelle. Nach ein paar Minuten kam auch der Busfahrer und ich konnte einsteigen. Ich sagte ihm das ich nach Selfoss fahren wolle - wohlwissend dass es knapp werden würde den drei-Uhr-Bus zu bekommen. der Fahrer machte eine klägliche Miene und verwies auf den schrecklichen Verkehr, er versprach mir aber den Busfahrer nach Selfoss anzurufen um zu fragen ob er auf mich warten könnte. Da wir aber mit 15 Minuten Verspätung am Busbahnhof ankamen, war das nicht mehr möglich. Er nahm mich aber nochmal eine Runde mit dem Bus mit, damit ich nicht so lange am Bahnhof warten musste. Am Ende gab er mir noch ein Ticket, damit ich nicht den vollen Preis nach Selfoss bezahlen muss. Ein sehr freundlicher Mann.
Am Busbahnhof angekommen unternahm ich zahlreiche Versuche Gyda zu erreichen: mein Handy hatte kein Geld mehr, sie ging an ihr Handy nicht ran. Nach einer halben Stunde vergeblichen telefonierens bat ich eine Passantin von ihrem Mobiltelefon aus eine Nachricht an Gyda schreiben zu können. Um halb fünf fuhr der nächste Bus nach Selfoss, natürlich war es für mich unmöglich meinen Anschlussbus nach Fludir zu bekommen! Gyda rief mich endlich auf halbem Weg an um mir zu berichten, dass sie keine Zeit hätte mich ich Selfoss abzuholen! Schade. Aus Spaß schrieb ich Franzi (die ein freies Wochenende hat), das sie mich bei Langeweile doch aus Selfoss abholen könne. Aber die Fahrt dauert bei gutem Wetter mindestens eine halbe Stunde, und bei den eisigen Straßen eher fast eine Stunde. So fing ich an mich mit dem Gedanken anzufreunden, die Nacht im Hostel zu verbringen. In Selfoss angekommen stellte ich fest, dass das Hostel geschlossen hat.
Plan B: Per Anhalter fahren! Nach guten zwanzig Minuten hielt ein Auto an, der nette Mann hätte mich mit nach Hella mitnehmen können, wäre aber ein falscher Ort gewesen. Keine zehn Minuten später hielt aber ein junger Mann an, der wenigsten bis auf den halben Weg nach Fludir wohnte. Ich sah anscheinend ziemlich durchgefroren aus, denn er versprach mir mich zu Not auch ganz nach Fludir zu fahren. Ich durfte dann noch mein Handy bei ihm aufladen und seins mit Guthaben benutzen. Franzi hatte sich mittlerweile dazu entschieden, mich doch auf der Hälfte einzusammeln. So bedankte ich mich überschwänglich an meinen Fahrdienst und stellte mich für eine halbe Stunde in die Dunkelheit, mitten im nichts, an die Straße. Es waren auch nur -7°C. Mein Highlight: eine Sternschnuppe.
Endlich kamen zwei Scheinwerferlichter aus dem Dunkeln auf mich zu. Erleichtert lud ich meinen gelben Engel auf eine Pizza ein. Als ich spätabends dann in meinem warmen Bettchen lag, war ich mehr als erleichtert.

Sonntag, 14. Dezember 2014

"Langsam wird es ungewöhnlich..."

Diesen Satz habe ich jetzt zum dritten mal gehört.
Zuerst war es Ende September: "Also normalerweise haben wir einen sehr schönen Spätsommer - nie soviel Regen wie bisher. Langsam wird es ungewöhnlich...".
Dann noch einmal Ende November: "Eigentlich ist es nie so warm im Herbst.Wir hätten schon längst mehr Schnee und Minusgrade haben sollen. Langsam wird es ungewöhnlich...".
Und heute Mittag: "Soviel Schnee und vor allem Schneestürmer sind nicht üblich für Island. Der Wind fegt normalerweise den Schnee wieder weg, oder es wird zwischendurch wieder wärmer sodass alles wieder schmilzt. Aber jetzt fast zwei Wochen Dauer-Schnee; das wird langsam ungewöhnlich...".
Kein Vergleich mit den Großen - aber nicht verwackelt 
Ich habe mir anscheinend ein Jahr mit ungewöhnlichen Wettervorherkomnissen ausgesucht. Aber vor allen gegen den warmen Herbst hatte ich nichts einzuwenden! Das jetzt der Winter ein bisschen übertreiben muss ist schon ein bisschen nervig. Vor allem weil ich morgen gerne nach Reykjavik fahren möchte. Und wenn es dann wieder anfängt zu stürmen wird die Verbindungsstraße zwischen Selfoss und Reykjavik gerne mal gesperrt. Aber die kalten Temperaturen haben auch eine positive Seite: klare Nächte. Und klare Nächte bringen meist auch Polarlichter! Der Trick ist dabei, einen guten Zeitpunkt zu erwischen vor die Tür zu treten. Bei -8°C warte ich nicht eine halbe Stunde bis das Licht vielleicht größer wird oder vielleicht doch ganz verschwindet. Eines Nachts hatte ich aber Glück - um ca. 23 Uhr waren riesengroße Lichter am Himmel! Und sie haben getanzt, sie sind gewandert und hatten kräftige Farben von grün und rot am Rand. Wunderschön. Leider hatte Gyda mir erst danach ihr Stativ gegeben - deswegen sind die Bilder eine Katastrophe. Nach dieser Nacht bin ich immer mit Stativ rausgegangen, aber so riesige Lichter hatte ich bisher nicht mehr abpassen können. Ich habe jedoch noch ein paar Wochen übrig.

Am Dienstag war ja mein Geburtstag! Hatte ich schon wieder fast vergessen. Nachdem ich lange geschlafen habe, packte ich meine kleinen Geschenke aus: Süßes, Socken, Ohrringe, Wollpolunder und ein Buch über die isländischen Weihnachtsmänner. Abends wollte Gyda mit mir nach Reykjavik auf ein Konzert fahren - aber das altbekannte Problem machte uns ein Strich durch die Rechnung: Das Wetter. Gyda hat mir zu Versöhnung aber ein Stück Schokotorte und Erdbeeren mitgebracht. So gingen wir nach dem Kaffeetrinken in einem sehr schönen Restaurant Essen. Ich war nach den Nudeln und dem Mousse au Chocolat so satt, ich wäre beinahe geplatzt! Der Tag ging wie gewöhnlich ratzfatz um, und jetzt ist schon wieder Sonntag.

Kurzes Update aus dem Stall: Die Kühe sind wunderhübsch geschoren worden - sie haben jetzt kleine Rattenschwänze. Sieht armselig aus, aber besser als die Dreckklumpen in den Haare.



Sonntag, 7. Dezember 2014

Schnee in der Adventszeit

Seit letzter Woche haben wir nun endlich dauerhaft Schnee. Nachdem sich die weiße Pracht sonst immer nach ein bis zwei Tagen wieder verkrümelt hat, blieb sie uns bis jetzt erhalten und voraussichtlich auch noch mindestens bis zur nächsten Woche. 
Ich habe natürlich auch schon meine Spaziergänge gemacht, jedoch fallen sie jetzt kürzer (aufgrund der Kälte) und monotoner aus. Die Wege, bzw. Straßen, sind zwar einigermaßen geräumt, aber daneben ist es unmöglich ordentlich zu laufen. Geschweige den im Hochland! Dafür braucht man schon bessere Ausrüstung. Die Tiefe des Schnees variiert von 5 cm - 50 cm, da weiß man nie wie und wo man einsinkt. Aber trotzdem tut es ganz gut die wenigen Sonnenstunden auszunutzen. Heute war auch endlich wahrhaftig sie Sonne draußen! Sonst hatte der Schneefall uns das Licht genommen, so wurde es am Tag nie richtig hell. Da die Straßen jetzt eisig sind und unser Auto keine Ketten auf den Reifen hat, bleibt es mir verwehrt ins Dorf rein zufahren, das heißt meine Ausflüge zum Schwimmen oder in die Bibliothek sind erstmal wortwörtlich auf Eis gelegt.
 Die freie Zeit haben Gyda und ich genutzt um mehrere Ladungen Keckse zu backen . Selbstverständlich schmecken sie alle leider unglaublich gut, und stehen immer auf dem Tisch damit sie auch ja gegessen werden. Das ist nicht fair! Heute war dann auch noch Malzbrot und Stollen an der Reihe. Zudem waren noch Bjarnis Schwester und ihr Mann zu Besuch, die waren schon öfters hier seitdem ich hier bin und da haben sie mir auch gleich ein frühzeitiges Geburtstagsgeschenk mitgebracht. Seine Schwester strickt und näht nämlich sehr gerne und sehr gut, so habe ich ein paar rot-weiße-Wollhandschue bekommen, total hübsch! Der Besuch war außerdem ein Anlass um das frisch geräucherte Fleisch aufzutischen - und es schmeckt vorzüglich. Gyda gibt ihren Geschwistern zu Weihnachten je ein Schenkel, im Laden würde so einer um die 80€ kosten. 
Abends bin ich jetzt auch noch mal draußen um die Nordlichter zu erwischen, aber ich habe kein Glück. Sie wollen sich nicht zeigen! Gestern Nacht habe ich mir sogar einen Wecker um 1.30 Uhr gestellt, aber nichts. Es hatte auch schon wieder geschneit - das hilft auch gerade nicht. Aber ich werde sie schon noch vor die Linse bekommen, das weiß ich ganz genau... Hoffentlich.

Sonntag, 30. November 2014

Unterwegs im Suðurland

Ich habe einfach mal wieder eine schöne Zeit gehabt, wie eigentlich schon die vorherigen 3 Monate auch. Von Tag zu Tag fühle ich mich wohler, und bei dem Gedanken das morgen der Dezember beginnt kommen mir fast die Tränen. Am Donnerstagabend kam Bergsteinn vorbei, am Freitag folgten Gudrun, Jón und auch Lena! Ein freies Wochenende mit einem vollen Haus. 
Am Freitag nach dem Frühstück sollte Bergsteinn noch ein paar Sachen für das Mittagessen einkaufen, die Chance nutzte ich um eine kleine Rundtour zu bekommen. Wir erledigten also die Einkäufe und fuhren dann durch die Gegend rund um Flúðir. Er erklärte mir während der Fahrt alles mögliche; über die Farmen, die Farmer, die Verwandschaftsbeziehungen, die Sagen über Berge, Seen und Trolle usw, ich konnte mir nicht alles merken. Es wurde immer später und da wir das halbe Mittagessen auf der Rückbank liegen hatten verkürzten wir die Runde und fuhren nach Hause wo Gyda schon ungeduldig gewartet hat.
Nach dem Mittagessen nutzte ich den trockenen Tag um ein kleinen "Spaziergang" zu machen, zum Hochland zu einem kleinen Wasserfall den ich von meinem Zimmerfenster aus sehen kann. Da das Wetter nicht besser wird habe ich mir gedacht, dass es höchste Zeit wird, dieses schon lang geplante Projekt um zu setzten. Wie man auf dem Foto sieht war es eher ein Bachfluss, schön war mein Ausflug trotzdem. Am Nachmittag holte ich Lena von der Bushaltestelle ab und ich entführte sie sogleich in die "Secret Lagoon", eine renovierte Badequelle ganz in der Nähe. Jetzt habe ich auch alle Badestätten der Gegend durch. Bis jetzt war ich immer nur in dem Freibad schwimmen, mit 500 Kronen ist das wirklich preiswert. Die Secret Lagoon kostet normalerweise 2500 Kr, für nur ein großes Becken ziemlich teuer. Aber ich fragte nach einem Studenrabatt, und der Kassierer bot uns einen Preis von 1500 pro Person an. Als wir nach unserem Geld kramten und ich Lena fragte ob sie noch 500 Kr klein hätte (2x 1000 Kr lagen schon auf den Tresen) winkte er ab und meinte das reicht - also konnten wir den Abend sehr preiswert genießen! Die Lagune war wirklich sehr schön und groß, ich hoffe das nächste mal habe ich einen klaren Himmel um die Sterne besser sehen zu können.
Für den Samstag hatten wir den Goldenen Kreis geplant, also Thingvellir, Skáholt, Gysir und den Gullfoss. Aber da es an der Frostgrenze nagte bat uns Gyda nicht den ganzen Weg nach Thingvellir zu fahren und dafür verbrachten wir eine längere Zeit in Laugavatn. Nach einem Spaziergang  am See entlang und auch ein Stück in den kleinen Wald rein, fuhren wir weiter Richtung Gysir. Da ich selber unserem Jeep fuhr, hielten wir an wann immer wir was interessantes sehen konnten. So kamen wir auch zu der kleinsten Kirche die ich je gesehen habe! Wirklich süß: mit 5 Bankreihen, eine kleine Orgel in der ersten Bank, sogar eine kleine Kanzel wurde dort untergebracht. 
Bei dem Gysir angekommen machten wir eine Mittagspause. Frisch gestärkt wagten wir den Aufstieg hoch auf dem Berg der hinter den heißen Quellen und Gysiren liegt. Der ganze Berg war jedoch aufgrund des heftigen Regens der letzten Tage quasi aufgeweicht, und nach ein paar Schritten fiel einem durch die Matschablagerungen an der Sohle das Laufen sehr schwer. Von oben hatte man trotzalledem einen wunderbaren Blick auf die Ausbrüche des Strokkur, der verlässlich alle 10-15 Minuten seine Pracht zeigt. Der Gysir, also der Gysir Gysir, bricht nur dann aus wann er will, wann auch immer das sein mag. Unser letzter Stopp der Tour führte uns zum Gullfoss. Diesmal hatte ich auch Zeit den oberen Weg zu laufen von wo man einen wunderbaren Blick hat! Der untere Weg war eigentlich aufgrund der Winterzeit gesperrt, aber diese Kette nahm keiner ernst und wurde mit großem Einverständnis überwunden. Gyda erzählte uns am Abend, dass einst ein französischer Tourist den Abhang runter gefallen ist und auch nie gefunden wurde. Da kann ich durchaus nachvollziehen wenn man da vorsichtiger ist.
Unser Programm war noch nicht zu Ende. Ich reservierte vor ein paar Tagen einen  Tisch bei einem Weihnachtsbuffet. Gyda und ich bangten seit letzten Dienstag das mein Wochenende ins Wasser, beziehungsweise in den Schnee fallen könnte - doch da der Samstag bis dato ohne jeglichen Tropfen oder Flocke verlief, stand dem Event auch nichts im Wege. Alleine fahren durften wir trotzdem nicht: Auf dem Weg nach Hause nahm Bergsteinn uns zur Farm mit. Das Restaurant wurde direkt neben dem Kuhstall gebaut, von oben trennte nur eine Glasscheibe die Gäste mit den Kühen. Ich dachte deswegen, dass auch das Restaurant eher gutbürgerlich ist und schmiss mich nicht so in Schale, Lena dementsprechend auch nicht. Als Bergsteinn uns ablieferte waren wir eine der ersten Gäste, die Band war noch im Soundcheck. Wir bekamen aber schonmal einen Glühwein und so sahen wir uns ein bisschen um. Die Gäste kamen nach und nach und wurde immer schicker, wir waren um ein Haar underdressed. Das ganze Restaurant war sehr modern und hübsch.
Der Abend stellte sich ohne Zweifel als voller Erfolg heraus! Schnell wurde bekannt das wir aus Deutschland kommen und so wurde uns durch den Abend geholfen. Am neben Tisch saß ein deutsches Ehepaar mit der ganzen Familie, sie sind vor 11 Jahren ausgewandert. Das Essen war auch vorzüglich, die Musik fantastisch und als es später wurde, schwingte man auch das Tanzbein. Lena und ich zogen den Altersdurchschnitt ganz schön nach unten, aber wir fühlten uns pudelwohl. Die Isländer haben ein Talent dafür seinen Gästen das Gefühl zu geben, sich wie zu Hause zu fühlen. Viel zu schnell kamen Gyda und Gudrun um uns abzuholen. Aber ich wollte auch nicht das sie später kamen, da das Wetter sich verschlechterte und die Straßen schon glatter wurden. 
Am heutigen Morgen bekam Lena noch eine Stall-Tour von mir und es fühlte sich so an als ob ich schon ewig auf dem Hof leben und arbeiten würde. 
So geht wieder mal eine wunderschöne Woche zu Ende und mit der ganzen Weihnachtsdeko im und am Haus, kann die Adventszeit beginnen!

Sonntag, 23. November 2014

"Typisch Island"

Diese Woche hatte ich die Gelegenheit mich mit dem deutschen Aupair von zwei Höfen weiter zu treffen. Ich habe seit ungefähr drei Wochen ihre Nummer und es kam immer was dazwischen was eine Verabredung behinderte. Doch diesen Freitagabend hatten wir dann beide Zeit und sie holte mich nach dem Abendessen bei mir zu Hause ab. Wir fuhren zum Hrunalaug, eine der typisch isländischen heißen Quellen. Früher wurde das Betonbecken benutzt um Schafe von irgendwelchen  Viechern zu befreien, aber schon seit langem sind die einzigen Badegäste nur noch Menschen. Die alte Hütte dient heutzutage als Umkleide, Garderobe und Kerzenschrank. Weiter links gibt es noch ein Teichähnliches Becken. Es war schon dunkel als wir losfuhren, deswegen musste ich ein Foto aus dem Internet mopsen, meine eigenen kommen später wenn wir bei Tageslicht nochmal hinfahren. Wir saßen mehrere Stunden im heißen Wasser und haben gequascht, nach einer Zeit setzten sich noch ein Pole und ein Deutscher die zum Arbeiten hier sind zu uns, und die beiden waren so schlau und haben an Getränke gedacht - es war genug für alle da! Um 12 war ich mit einem ziemlich schwachen Kreislauf zu Hause. Ich glaube wir saßen ein bisschen zu lange in der Quelle!
Das Mädel heißt Franziska und kommt aus Stuttgart, sie ist seit Juni in Island und so konnten wir uns gut austauschen und häufig kommentierten wir einen Vorfall oder eine Geschichte des anderen mit "Typisch Island!". Das hat mir den entscheidenen Anstoß gegeben hier mal zu berichten, was die Top 3 Punkte sind, die für eine Deutsche einen Isländer oder generell die isländische Kultur ausmacht.
   # 1: Spontanität - die Inselbewohner sind mit einem unstetigen Wetter aufgewachsen und haben unter schwierigen Bedingungen gelernt zu leben. In diesem Land spontan zu sein ist ein Muss. Man kann nicht lange im Voraus planen weil das Wetter sich im Fünf-Minuten-Takt ändert und mittlerweile sind auch die Einwohner an sich sehr spontan in der Denkweise; Pläne werden immer wieder verworfen, umgemogelt oder auf wann anders verschoben. Somit ist es manchmal nicht einfach zu wissen was an dem Tag los ist oder auf was man sich vorbereiten muss.
   # 2: kein Umweltbewusstsein - normalerweise denkt man "Ach ja, die Isländer... sie haben so eine schöne Natur und leben noch sehr traditionell. Die müssen ja erstklassiger Umweltschützer sein!" Nicht wirklich. Mülltrennung ist so gut wie gar nicht vorhanden. Pappe wird extra gesammelt, aber da sind wir auch schon am Limit angekommen. Alles kommt in eine Tonne. Am Anfang tat mir das im Herzen weh die Plastikflasche mit der Apfelkitsche weg zu schmeißen, mittlerweile kann ich drüber hinweg sehen, besser macht es jedoch noch lange nicht. Zudem kommt der Verkehr. Natürlich ist man hier auf ein Auto angewiesen, keine Frage, aber auch wenn es nur ein kurzer Weg in der Stadt ist um von A nach B zu gelangen nimmt man das Auto. Zusätzlich lassen sie gerne auch mal den Motor laufen obwohl man weiß das man eine lange Zeit steht, da kribbelt mir es immer in den Fingern den Schlüssel um zu drehen. Und das Licht lässt man auch gerne 24 Stunden lang täglich brennen, man hat ja genug Strom zu Verfügung.
   # 3: Isländisch sprechen - egal ob es der Tierarzt ist, Bekannte auf Besuch oder die Frau aus der Bibliothek. Sie alle wissen das ich ihre Sprache nicht spreche und versuchen es doch immer wieder auf's Neue. Zwar tun sie das nicht auf eine unhöfliche Weise, aber ich komme mir doch immer dumm vor wenn ich erst viermal nachfragen muss was sie meinen, bevor sie mit mir Englisch sprechen. Die Isländer haben kein Problem damit mit Auslädern Englisch zu sprechen, aber sie lieben es zu versuchen, wie weit sie mit isländisch kommen können. Das ist sozusagen ein Schutzmechanismus; bei einer Population von um die 300.000 Einwohner ist es wichtig die Sprache am Leben zu lassen, und eigentlich finde ich es auch sehr sympathisch und geduldig es immer wieder mit mir zu versuchen. Mittlerweile kann ich auch verstehen was sie mir sagen möchten - zwar nicht wörtlich, aber sinnlich.
Gestern habe ich die Bücher des Haushalts alle ausgeklopft, entstaubt und in Kisten gepackt. Die Streicher kommen nämlich nächste Woche und dementsprechend haben wir dieses Wochenende alles ausgeräumt und gut weggeräumt damit sie am Montag anfangen können. Heute war noch die Couchgarnitur dran und jetzt sind wir bereit!

Sonntag, 16. November 2014

"Vom Winde verweht" alias Vestmannaeyjar

Von Montag bis Freitag hatte ich endlich mal wieder frei - was heißt endlich, so lange her war mein letzter freier Tag auch nicht. Aber diesmal hatte ich wirklich mal ein bisschen Pause vom Stall gebraucht! Und deswegen war ich überglücklich als ich früh morgens mit den Schulkindern in den Bus einstieg. 
 Ich traf Lena am Hafen von wo wir aus die Fähre nahmen die nach einer halben Stunde Überfahrt die Küste von Heimaey erreichte. Wir hatten unsere Zimmer in einem Hostel im Zentrum des Dorfes gebucht. Der Schlafsaal mit sieben Betten war in zwei Etagen unterteilt, und da wir am Montag die einzigen Besucher im Hostel waren, schnappten wir uns die oberen Etage mit drei Betten, und funktionierten das extra Bett zu einer "Couch" um.
Nachdem wir uns eingerichtet hatten, machten wir unseren ersten Rundgang der uns nach dem Supermarkt, hoch zu den Häuserfriedhof führte. Der Friedhof birgt die Häuser, die bei der Vulkanexplosion 1973 verschüttet wurden. Darauf wurde nun sowas wie ein Labyrinth gebaut mit Schautafel auf isländisch. Aber da es auch schon um 17 Uhr dunkel ist, waren wir auch schnell wieder in dem Aufenthaltsraum und machten uns eine Suppe.
Am nächsten Tag packten wir uns warm ein um auf den Eldfell zu steigen. Dieser Vulkan bildete sich bei der Eruption 1973. Dort oben war es so windig wie in einem Windkanal, aber wir hatten eine wunderbare Aufsicht auf das Festland, genau auf den Eyjafjallajökull.
Die nächsten Tage waren Wettertechnisch nicht so der hammer. Hauptsächlich Regen und viel Wind. Wir kundschafteten somit fast jeden Laden der kleinen Stadt aus und hielten uns lange in de Dekogeschäften auf. In einem fand Abends eine "Ladysnight" statt, die wir auch besuchten. Es gab eine 2-Mann-Band, eine Lotterie, Probierstände und auch eine Modenschau für Kinder und Frauen. Als alternatives Abendprogramm war diese Aktion sehr schön - obwohl wir nicht bei der Auslosung gezogen wurden (was vielleicht auch ganz gut war, einen riesen Topf oder eine Lampe wären schwer geworden zu transportieren).
Abends machten wir meist noch einen Spaziergang; Häuser anschauen und interessante Gebäude finden war unsere Hauptbeschäftigungen bei unseren Rundgängen. Einmal sind wir auch an der Küste Richtung Osten entlang gegangen. Per Zufall gelangten wir auch zu diesen alten Häusern, die Türen waren offen um die neugierigen Touristen einen Blick in die Dunkelheit werfen zu lassen. Nur eine kleine Luke gab ein bisschen Tageslicht, und da vom Tageslicht nicht mehr so viel übrig war, konnten wir größtenteils nur durch belichtete Fotos sehen, was vor uns lag. Bei dem Anblick war ich schon ganz froh in dieser Zeit zu leben, gemütlich und warm ist was anderes! Neben diesen Häusern befand sich der zu dieser Jahreszeit ziemlich verlassene Golfplatz. Diesen nutzen wir als Weg zur Küste. Der starke Wind und die voranschreitende Dunkelheit verlieh dem Ort eine starke Atmosphäre. Da kann man schon besser verstehen wie das alte Volk solche Plätze als Heimat von Trollen ansah.
Wir besuchen auch das neue Museum. Es gibt Auskunft über den Vulkanausbruch und über die Entstehung der Insel Surtsey (diese Ausstellung machte aber erst an dem Tag auf, an dem wir abreisten). Das Museum war sehr interessant - im Zentrum stand ein verschüttetes Haus wo drumherum das Gebäude errichtet wurde. Ein Film berichtete über die Nacht des Ausbruchs, den Wiederaufbau etc. Am erstaunlichsten fand ich, das nach der Evakuation nur 2/3 der Einwohner zurück auf die Insel kamen.
Am Freitag ging es schon wieder nach Hause. Dort erwartete mich frisch gebackener Kuchen, so lässt es sich wieder einleben.

Sonntag, 9. November 2014

Hausgemacht

In unserem Haushalt wird vieles selbstgemacht. Neben Marmelade, Brot, Brötchen, Knäckebrot, Biscuits gibt es natürlich die eigene Milch und eigenes Fleisch.
Der November ist der Monat des Räucherns. Seit ein paar Tagen kommen ab und zu Leute mir ihrem Fleisch oder ihren Würstchen vorbei, die sie gerne geräuchert hätten. Deswegen haben wir hier unseren eigenen kleinen "Vulkan": ein Räucherhäuschen bei dem Schafstall. In dem 1x2 Meter Blechschuppen hängen also die Würstchen und Schenkel über einer dicken Glut und werden schön zugequalmt. Dabei ist es wichtig, so Bjarni, dass es nicht zu heiß wird! Bei 0°C Außentemperatur ist das nicht so schwer. Wir selber haben dann auch unsere Würstchen gemacht. Die Masse bestand aus hälfte Fett und hälfte Fleischreste die man nicht mehr weiter verwenden konnte. Ehrlich gesagt bin ich nicht so ein großer Fan von denen und bin froh, dass es sie auch erst ca. 2 mal seit meiner Ankunft zu essen gab. Ein Großteil wird auch zu Weihnachten an Verwandte und Freunde verschenkt.
Leider kann ich diese Woche nicht weiter spannendes berichten - meine Freizeit habe ich unteranderem damit verbracht, meinen Trip für nächste Woche zu planen und zu organisieren. Ich bin schon gespannt und freue mich drauf euch davon zu erzählen.

Sonntag, 2. November 2014

Ein tierisches Auf und Ab

Es gibt immer schöne und hässliche Seiten eines Berufs. Und dass der Beruf des Landwirtes (wir wollen ja politisch korrekt bleiben und nicht "Bauer" sagen) oft hässliche, bzw. stinkende/ dreckige/ zu frühe/ zu späte/ zu kalte/  Fliegenreiche/ laute... Seiten hat, ist kein Geheimnis. Und trotzdem macht es Spaß, immer wieder bewundernstwert.
Der Punkt, zu dem ich hier viel zu lange einleite, ist die erste Totgeburt die ich miterlebt habe. Skipholt hat eine sehr geringe Rate an Totgeburten, maximal 4 pro Jahr. Aus diesem Grund war auch mal ein Spezialist hier um zu schauen was hier anders gemacht wird als sonst wo, aber er konnte nichts feststellen, vielleicht sind es die skipholtischen Gene oder so. Mein siebter Sinn hat mich schon vermuten lassen, dass das Kalb nicht mehr unter uns weilt als ich es da hängen sah. Am Abend vorher habe ich schon gesehen das Kuh 703 bald soweit ist - ihre Fruchtblase hing attraktiv zwischen ihren Hinterbeinen. Sie war mehr als genervt und versuchte mit ihrem Schwanz die mit Wasser gefüllte Hautblase
Hier ein überaus ansehnliches Beispiel
loszuwedeln. Ohne Erfolg. Als ich sah wie eine andere Kuh interessiert dran roch befürchtete ich schon, dass sie einfach dran schleckt - oder noch schlimmer: reinbeisst! Ich traue denen mittlerweile alles zu. Vor zwei Wochen habe ich sogar einen angefutterten Hundefutterbeutel bei ihnen in der Tränke gefunden und ich suche immer noch eine Erklärung wie er das reinkommt und wie wohl Plastik schmecken mag...
Aufjedenfall hing also das Kalb schon trocken halb hinten raus. Es gab zu dem Fakt das es leblos ist aber noch zwei Probleme. 1. es lag in Steißlage, also Hintern zuerst, und 2. es lag auf dem Rücken. Mit viel Kraftaufwand musste Gyda also das Kalb erstmal so rum drehen dass es auf dem Bauch liegt. Danach wurden die Hinterläufe des Kleinen an den Minitraktor gebunden der für das Füttern gebraucht wird. Bjarni zog also mit der Maschine an den Beinen, Gyda spreizte den Ausgang für das Kalb und ich gab der Mutterkuh seelischen beistand. Als der Leichnam endlich auf den Boden plumpste fing die Mutter schon wieder genüsslich an zu futtern. Das Kalb wurde kurzerhand nach draußen geschleift und in die Mülltonne verfrachtet. So schnell kann es vorbei sein bevor es überhaupt begonnen hat. Ich muss sagen ich dachte, mich würden solche Todesfälle mehr berühren. Aber nachdem ich mal nachgefragt habe was den mit der Kuh 658 sei (sie ist bei den Milchkühen ohne Halsband und ohne entwickelten Euter = sie hat noch nie gekalbt) und mir gesagt wurde, dass sie aufgrund eines Steinfötus bald zum Schlachter kommt und mich das in keinster Weise seelisch beunruhigt hat, bin ich mir sicher, dass ich einen emotionalen Abstand zu Nutztieren gewonnen habe. 
Am Samstag gingen Gudrun, Gyda und ich spontan zu einem Freundschaftsspiel der hiesigen Basketballmannschaft gegen die zweite Besetzung der Meistermannschaft der 1. Liga. Man sah den Unterschied schon im Altersdurchschnitt, aber auch an der Körpergröße, an der Ausdauer, an der Technik und auch an dem Sponsor. Der Erstligist hatte unteranderem Subway auf der Hose prangen, Flúðir jedoch wurde von der hier ansässigen Pilzzucht unterstützt. Wir verloren mit 43 zu 107, aber das war zu erwarten. Am süßesten war jedoch die Halle in der gespielt wurde. Da es nur eine kleine Gemeinschaft hier ist, bekam der Ort eine Sondergenehmigung auch die Sporthalle kleiner zu bauen als eigentlich die Norm ist. Und deswegen gibt es auch keine Tribüne sondern nur herangeholte Stühle und Bänke. Und wie fast überall, muss man sich auch hier die Schuhe ausziehen! Als ich das erste mal zur Bücherei gefahren bin, habe ich das Schild mit einem durchgestrichenen Schuh zuerst vom treuen Internet übersetzen lassen, weil ich mir nicht sicher war ob ich jetzt  wirklich die Schuhe ausziehen soll! 

Den Lämmern ging es  heute Nachmittag an die Wolle - ein Winterschnitt musste her! Und so schrumpften sie um die Hälfte und sehen somit noch hilfloser aus, als sie es sowieso schon sind. Die anderen 40 Schafe haben wir jetzt auch nach Hause getrieben. Nun warten sie auf ihre himmelsfahrt Fahrt mit dem großen LKW zur letzten Bestimmung... diese haben wir natürlich nicht geschoren.


Montag, 27. Oktober 2014

Offizielles Mitglied der Melkgesellschaft

Nachdem mir letze Woche die letzte, noch mir vorenthaltene, Pflicht des Hinterbein-Zusammenbindens übertragen wurde, habe ich mich kurzerhand selbst als offizielles Mitglied der (fiktiven) Melkgesellschaft ernannt. Auf dem Zuruf "hefta", oder wenn ich selber weiß, dass diese Kuh eine unruhige oder noch sehr junge Zeitgenossin ist, schnappe ich mir also ein Band und schlinge es mit drei Umdrehungen durch die Hinterbeine und schließe es mit einer Schlaufe die zwar fest ist, aber sich leicht lösen lässt. Ich bin ehrlich gesagt nicht ganz begeistert von meiner nun völlig autarken Arbeit; eine wilde Kuh die Beine festzubinden hört sich nicht so lustig an... Ist es auch nicht. Deswegen war ich immer froh, dass wenn ich festgestellt habe, dass eine Kuh mich treten möchte, ich mich zur nächsten gewandt habe. Und jetzt muss ich das Problem wortwörtlich selbst in den Griff bekommen. Aber - wie man sieht - habe ich diese Woche ohne Schaden überlebt und werde auch noch die nächste Zeit packen.
Jeweils 5 Kühe pro Seite werden zur
gleichen Zeit gemolken.
Nichtsdestotrotz möchte ich diesen Eintrag den Kühen widmen und in diesem Zuge versuchen, euch das Verhalten der Tiere beim melken näher zu bringen. Ich unterteile die Nervosität in 4 Stufen ein. 
Stufe 1: Die Schläferin Dieses Verhalten ist mir am liebsten. Die Kuh ist hierbei entweder wirklich noch im Halbschlaf, sehr unempfindlich am Euter, sehr alt oder hat sich einfach mit ihrem Schicksal abgefunden und lässt sich ohne weitere Probleme säubern und melken. Einziger Nachteil beim Halbschlaf ist, dass man sie mit Gewalt in de Melkanlage rein und auch wieder raustreiben muss. Weil sie wirklich gar nichts mitbekommt.
Stufe 2: Die Tänzerin Eine Eigenschaft, die man als Vorstufe von 1 betrachten kann. Befindet sich die Kuh in dieser Phase, ist sie sich bewusst was geschehen wird, und ist sich unsicher ob sie sich zu Wehr setzten soll oder nicht. Sie trippelt deswegen mit den Hinterhufen auf und ab, hebt vielleicht auch mal einen Huf etwas höher, ist aber zu keiner Zeit eine Gefahr. Trotzdem ist Obacht geboten, da man sich nie sicher sein kann ob sie nicht doch versuchen möchte den Melkvorgang zu sabotieren. 
Stufe 3: Die Kickerin Hier muss man absolute Vorsicht walten lassen! Die Kickerin ist in einen dauerhaften Aggressionsmodus und nicht zu Kompromissen bereit. Mittlerweile kann ich einschätzen wann der Tritt kommt. Bei dieser Stufe stehen die Hinterbeine angepannt auseinaner. Verlagert die Kuh das Gewicht nun auf den rechten Huf, und zuckt dabei auch noch ihre Lände, liegt die Wahrscheinlichkeit bei 90% dass ein Tritt vom linken Huf in den nächsten 3 Sekunden kommt. Dennoch ist nicht immer ein "hefta" erfoderlich. Mit geschicktem Griff lässt sich die Kickerin putzen und die Melkmaschine anlegen, ohne das man getroffen wird. Ist die Kuh aber dafür bekannt die Maschine durch eine geübte Bewegung runter zu reißen, wird sie trotzdem festgebunden.
Stufe 4: Die Ninja oder auch "Der Tritt aus dem Nichts". Diese Kuh ist besonders gefährlich und wird von vorneherein festgebunden. Sie ist schon unruhig wenn sie in der Melkbox steht und auch nur bei der leichtesten Berührung in Alarmbereichtschaft. Das Binden stellt sich oft als schwierig heraus, da selten beide Hinterbeine Bodenkontakt haben. Ist dann doch alles im Lot, und die Maschine angebracht, heißt das noch lange nicht eine Auszeit. Die Ninja-Kuh bereitet ihren Tritt lange vor und braucht bei der blitzschnellen Ausführung nur einen Versuch um die Maschine vom Euter zu katapultieren. Dieses Verhalten ist besonders häufig bei jungen Kühen zu sehen, die die Nummern von ca 670 bis 700 tragen. Und dann noch 598, diese Kuh ist einfach nur bösartig.

Und zum Schluss: ein Schnappschuss vom letzten Spaziergang!

Sonntag, 19. Oktober 2014

Schafwoche

Diese Woche ging es mal wieder um die Schafe. Nachdem sie eine lange Zeit in Ruhe gelassen wurden, war es vorbei mit der Pause. Letzten Sonntag wurden manche von ihnen schon auf die Wiese zu unseren Hof geholt. Am Dienstag wurden dann diese "Auserwählten" vom Schlachter abgeholt. Danach haben wir die restlichen Lämmer von dem Feld nach Hause gelotst, wo wir sie am  Donnerstag nach Geschlecht, Besitzer und Alter sortierten.
Am Freitagmorgen kam ein Spezialist mit einem Ultraschallgerät und maß die Dicke des Rückenfetts, die Muskulatur der Beine und die Länge der Beine. Die Lämmer, die noch nicht dick genug sind, dürfen noch ein bisschen vor unserer Haustür grasen bis sie entweder wieder zu den anderen Kollegen kommen oder der Schlachter sie abholt. 
Die am besten gebauten Böcke wurden auch kontrolliert und hatten ihren großen Auftritt am Samstag: in einer großen Scheune kamen die Bauer der Umgebung mit ihren besten Schafen (5 Maximal) und hofften auf eine gute Bewertung. Von Jung bis Alt war alles dabei, wobei meine Altersgruppe schon größere Lücken aufwies... diese Veranstaltung ist auch nicht so für junges Publikum gemacht. Die Omas waren eigentlich am besten. Sie gingen von Box zur Box, drückten ein  bisschen am Rücken rum, fuhren mit ihren Händen durch die Wolle und diskutierten darüber (zumindest nehme ich an, dass sie darüber redeten, ich kann ja nichts verstehen) In den Wettbewerben ging es 1. um das bestgebauteste Lamm, 2. um die schönste Färbung, 3. der beste Bock und 4. die schönste Wolle. Jón hat bei dem ersten Wettbewerb den dritten Platz belegt, sonst ging Skipholt leer aus. Bjarni  war, glaube ich, ein bisschen traurig... Danach war mit aber so kalt, das ich erstmal ein Tee trinken musste bevor es zum Melken ging.
Am Donnerstag war ich im ortsansässigen Schwimmbad schwimmen. Es ist eher ein Freibad mit einem 25m Becken und 2 Whirlpools mit jeweils 38°C und 42°C, plus einer Dampfsauna. Das ist ganz nett dort! Ich werde jetzt wahrscheinlich einmal pro Woche einen Abend nutzen um dort ein bisschen Abwechslung zu bekommen.
Das Wetter ist im Moment nicht so klasse. Nachdem es über der Woche sehr schön war, kommt seit Donnerstag wieder die Asche vom Bárðarbunga zu uns hinüber geweht, das versperrt so ein bisschen die Sicht. Heute Abend soll es dann anfangen zu stürmen und im Norden fängt es schon mit kleinen Schneestürmen an.

Montag, 13. Oktober 2014

Urlaub im Norden

Letzte Woche habe ich mir eine Woche Urlaub genommen um mit Lena den Norden Islands zu erkunden. Es bedurfte eine längere Planung und finanzielle Kalkulierung und ich bin froh, dass es am Ende alles so hingehauen hat, wie wir uns das gedacht hatten.
Am Montagmorgen hat Gyda mich nach Fludir gebracht von wo aus ich einen Bus nach Selfoss nahm. Von Selfoss aus fuhr Lena und mich ein Bus weiter zum Mjodd, einen Busbahnhof vor Reykjavik. Ab da an fuhren wir noch ein bisschen weiter bis zum Einkaufszentrum. Dort machten wir unseren ersten Einkauf mit den nötigsten Lebensmitteln. Wir nutzten den Umstand, dass das Zentrum nicht weit von der "Perla" liegt und machten einen Spaziergang zu dem berühmten Wasserspeicher der gleichzeitig auch als Restaurant und Aussichtsplattform dient. Es war dort oben sehr windig, unser Besuch war deshalb nur von kurzer Dauer. Aber wir sahen anscheinend so mitgenommen aus, dass die Kassiererin von dem Café/Souvenirladen uns freundlich darauf aufmerksam machte, dass das Wasser hier umsonst sei.
Es folgte eine kleine Wanderung von der Perla aus zurück ins Zentrum der Hauptstadt Islands. Wir bezogen unser Zimmer im Kexhostel. Am Abend machten wir an der Küste lang einen Spaziergang zu einem Vogelaussichtspunkt. Außer den allgegenwärtigen Möwen war aber nichts zu sehen. Jedoch fanden wir einen alten Skuplturenpark der vor 15 Jahren bestimmt nett war, jetzt aber eher Dekoration für ein Halloweenpark sein könnte. Am nächsten Morgen mussten wir früh los um den Flug nach Akureyri zu bekommen. 
Am Vormittag waren wir auch schon in der Hauptstadt des Nordens. Akureyri ist ein ziemlich gemütliches Städtchen, die Haupteinkaufstraße ist so lang wie das Dahler "Zentrum", also keine 100 Meter. Am schönsten finde ich dort den Botanischen Garten. Hier war alles ganz bunt in Herbst gefärbt. Unser nächster Stopp führte uns für eine Nacht nach Husavik, eine andere Hafenstadt nochmal ein bisschen weiter in den Norden hoch. Schon der Weg dorthin mit dem Bus war sehr schön. Dort angekommen konnten wir feststellen, dass hier noch weniger los war als in Akureyri! Die Touristenzeit ist eindeutig vorbei. Umso erstaunlicher war es, das wir am Nachmittag bei der Whale-watching-tour um die 15 Personen waren, ich weiß immer noch nicht wo die herkamen. Zu Beginn der Bootsfahrt durften wir ein bisschen die Herbstsonne genießen. Der Wellengang war sehr rau und die Wale weg - davon abgesehen das viele Wale im Herbst Richtung Süden schwimmen, haben wir wegen den hohen Wellen noch schlechtere Chancen gehabt welche zu sehen. Deswegen musste ich mich mit ein paar Delphinen und einer Rückenflosse eines Zwergwales zufrieden geben. Generell war die Fahrt trotzdem sehr schön. Neben dem Museum (Hier waren alle Texte auch auf deutsch übersetzt) schauten wir uns auch hier nochmal die Küste, den Stadtpark  und die "Innen"-stadt an. 
Und schon ging es am nächsten Tag nach Akureyri zurück wo wir den restlichen Tag wieder mit einem Spaziergang auffüllten und mit einem leckeren Abendessen a là Backpacker: Nudeln mit Couscous, Pesto und Sojasauce, plus Äpfel als Nachspeise, abschlossen. Den Freitag hatten wir schon vorher verplant: eine Tagestour zum Mývatn-See! Stopp #1: Godafoss, den Isländern nach der schönste Wasserfall der Insel. Ich kann da nichts gegen Sagen, auf jeden Fall schöner als Gullfoss. Am besten ist einfach, dass dort keinerlei Geländer angebracht sind, so kann man überall hingehen und sich schön in Lebensgefahr bringen. Stopp #2: Pseudokrater Skútustaðaagígar, mehrere Hügelformationen die kleinen Vulkankratern gleichen, direkt am See. Stopp #3: Dimmuborgir, eine Lavalandschaft wo sich die Wissenschaftler noch nicht ganz einig sind wie genau sie entstanden ist. Die Lavaformationen sind bis über 4 Meter hoch und haben Höhlen sowie auch Bögen geformt, sehr beeindruckend! An dem Vulkan Hverfell vorbei gelangten wir zum Stopp #4: Grjótagjá, dort sieht man (wie in Thingverllir) die tektonische Erdplattenverschiebung von der amerikanischen und europäischen Platte. Neben einer großen Spalte haben sich auch unterirdische Seen gebildet, wovon wir uns auch einen näher angeschaut haben, mit 42°C jedoch ein bisschen zu warm zum plantschen. Und die wilde Sause geht weiter! Ein Zwischenstopp bei einer "Bäckerei": Erdlöcher in denen Waschtrommel eingelassen wurden, dort schlummern über Nacht 8 Stunden lang Brotlaibe, Erdwärme wird hier überall irgendwie genutzt. Offizieller Stopp #5: Hverir, eine Landschaft von einem anderen Planeten. Kein Wunder das in Island so viele Filme gedreht werden, hier kann man seiner Fantasie freien Lauf lassen. Die Erde ist mit blubbernden Matschlöchern durchzogen, ab und zu stehen auch dampfende Steinhaufen rum, die Farbe des Bodens variiert von Grau, zu Grün, zu Weiß, bis hin zu Orange. Stopp #6: Kratersee Víti, zu Deutsch: Hölle. Der Name kam von der Explosion, ein paar hundert Jahre später erinnert der kalte, blaue See 
keineswegs mehr an eine Hölle. Nach diesem Stopp war die ganze Reisemannschaft schon ziemlich am frösteln, mit durchschnittlich 2°C ist das verständlich. Deswegen ging der letzte Stopp #7: zu dem Naturbad, auch die Blaue Lagune des Nordens genannt. Der Weg von der Kabine war sehr kalt, aber das Grundwasser im Becken war mit 39°C sehr warm. Das Bad hatte neben den zwei heiße Becken auch eine Dampfsauna. So konnte ich die Kälte des Tages ganz schnell vergessen!
Nun gut, das war der Freitag. Bleibt nur noch der Samstag übrig. Den mussten wir spontan umplanen nachdem wir einen Flug später nehmen mussten. Der erste war voll, und da wir die preiswerteste Möglichkeit ("Du bekommst einen Sitzplatz wenn einer übrig bleibt") gebucht hatten, mussten wir nochmal 4 Stunden im verschneiten Akureyri warten. In Reykjavik schien zum Glück wieder die Sonne - und so konnte ich aus meinem Fenster im Flugzeug neben den Gletschern und Bergen auch die Stadt von oben begutachten. Jetzt bin ich ersteinmal wieder zu Hause, und das ist auch gut so.


Sonntag, 5. Oktober 2014

Ausflug in die Natur

Es sollte der letzte Sonnentag für die nächste Woche sein. Deswegen durfte ich nach dem Melken mir den Jeep schnappen und auf eigene Faust zum Nationalpark Þingvellir fahren. Voller Vorfreude packte ich mir was vom selbstgebackenem Brot, einen Apfel und eine Thermoskanne voller Chaitee ein. Die Hinfahrt war kein Problem - die Heizung wurde schnell ausgemacht und ich genoss die Sonne die bis jetzt so selten schien.
 Das Wasser war so Blau wie ich es noch nie zuvor gesehen habe - es strahlte förmlich! Und die Natur ist wirklich traumhaft. Eingekreist von Bergen, Hügel, und zwischendurch kleine Canyons oder kleine Schluchten. Ich fuhr bis zum "Zentrum" des Parks wo viele, geschichtlich wichtige, Ereignisse stattfanden. Z.B. wurde dort um 930 das älteste Parlament gebildet, 1944 wurde die Republik Island ausgerufen und außerdem driftet an diesem Platz die amerikanische und europäische Kontinentalplatte auseinander. Ab und zu entdeckte ich sogar ein Schaf, welches ganz und gar nicht dort hingehört. Ein Wanderweg führte mich zu einer kleinen Schlucht von der ich aus den Wasserfall hören, aber nicht sehen konnte. Ich musste erst mit dem Auto noch ein Stückchen zum See hinfahren, bis ich einen Weg fand der mich zu ihm hin führte. Doch es war so ruhig, dass man das Wasser von viel weiter weg noch fließen hörte! Und da die meisten Touristen schon wieder zu Hause sind, konnte ich ganz in Ruhe alles anschauen.
Mitten im Nichts
Auf dem Rückweg wollte ich eine Abkürzung nehmen die Gyda mir vorher zu Hause gezeigt hatte, Und  bis jetzt ist mir schon das ein oder andere Missgeschick passiert was ich nicht berichtet habe (z.B. wie die Pferde mir auf das falsche Feld abgehauen sind und wir vier Mann brauchten um sie wieder einzufangen, oder wie ich bei dem Versuch eigenständig ein Schaf aus einem tiefen Graben zu ziehen fast selbst zum Hilfsbedürftigen wurde), aber jetzt ist mir doch nochmal was neues eingefallen. Ich verfuhr mich. Aber so richtig, Man beachte dabei, das mir gesagt wurde die Straße die ich nehmen soll sei nicht geteert sondern nur eine Schotterstraße. Also fuhr ich brav auf meiner geteerten Straße lang und hielt ausschau nach einer Abzweigung zu meinem Ziel mit einer ungeteerten Straße. Und da kam auch was! Juhu! Ein Schild nach Laugarvatnvetill, und ich musste nach Laugarvatn. Kann also nicht weit davon entfernt sein. Dachte ich. Falsch gedacht. Es kamen mir die ersten Zweifel auf als die Straße zu einer Piste wurde und die Schlaglöcher zu Schlaghöhlen. Als ich dann wieder den See vor Augen hatte, der theoretisch doch schon längst hinter mir lag, wurde ich stutzig. Das konnte eindeutig nur falsch sein! Angestrengt versuchte ich die Löcher zu vermeiden und fuhr Slalom mutig meinen Weg entlang. Es fing nun doch noch an zu regnen und meine Sicht verbesserte sich dadurch kaum. Aus dem Augenwinkel sah ich plötzlich 2 Autos, weiter ab von der Straße - und tatsächlich kam ich zu einer Kreuzung. Zuerst fuhr ich weiter, doch als mir der Gedanke kam, dass das vielleicht die letzten Leute sein könnten die mir helfen könnten, drehte ich wieder um und fuhr zurück. Mein Glück fand mich wieder und als ich gerade bei den Autos ankam stieg jemand von seiner Cross-Maschiene ab. Ich sprang aus meinem Gefährt und eilte im Regen mit der Karte in der Hand unter den Kofferraumdeckel. Mit großen Augen und der Frage "Wie kommst du denn hier hin?" wurde ich begrüßt. Ich schilderte kurz meine missliche Lage und erntete erneutes Kopfschütteln. "Die Straße ich schon lange nicht mehr in Gebrauch..." Das hindert mich noch lange nicht sie zu benutzen!
Lange Rede, kurzer Sinn: Der gute Mann fuhr vor und führte mich wieder zum richtigen Weg. Zum Zentrum von Þingvellir. Von da aus nahm ich einfach die geteerte Straße. Die ist nämlich neu.
Auf dem Rückweg stoppte ich noch kurz beim Geysir und beim Gullfoss. Jedoch nahm mein kleiner Ausflug in die Walachei soviel Zeit in Anspruch, dass ich diese Naturphänomene nicht richtig genießen konnte - ich hoffe ich finde nochmal die Zeit in Ruhe dorthin zu fahren. Lange brauche ich nicht dorthin, 20 Minuten fahrt kann man grob einrechnen.
Mittlerweile hat es auch schon geschneit! Aber nach einem so sonnigen Sonntag wie es heute war, gibt es keine Spuren von Schnee mehr.

Sonntag, 28. September 2014

Mein erster kleiner Urlaub

Ja, auch ich habe Urlaubstage - und nach einem Monat habe ich mir diesen Freitag und Samstag frei genommen. Am Freitag hat mich Gudrun mit nach Reykjavik genommen weil die "old Lady" (die Mama von Bjarni) zum Arzt musste. Das war ganz praktisch, denn so konnte ich schon mal eine teure Busfahrt sparen! Sie schmiss mich direkt vor dem Einkaufszentrum raus, wo ich mir ein paar gute Socken, einen Pulli, Handschuhe, Mütze und einen Schal gekauft habe: Vorbereitung für die nächsten Monate. Das Wetter spielte ausnahmsweise mal mit und ich konnte im trockenen in die Stadt laufen. Dort bezog in ein Zimmer im Kex-Hostel. Ein Traum für alle Hipster. Das Glück hielt an und ich bekam das letzte Bett im gemischten Schlafsaal, mit knapp 30€ ist das nämlich die preiswerteste Variante. Abends waren im Foyer des Hostels vier Bands am spielen, die hälfte davon waren sehr gut!
Am nächsten Morgen war ich die erste die Aufstand, damit ich keinen weckte habe ich versucht so leise wir möglich mich vom Acker zu machen - es hat sich keiner Beschwert. Mein Weg ging so früh am morgen nochmal quer durch die Stadt zur Bushaltestelle des BSI, von wo mich ein Bus nach Þórsmörk brachte. Das ist eine Landschaft die geprägt ist von Gletscherflüssen, Bergen und "Wälder". Nach europäischer Sicht kann man das eigentlich nicht Wald nennen, aber die Isländer sind stolz auf ihre verbliebenden Bäume. Lena stieg auch ein paar Haltestellen später in den Bus ein, zusammen kamen wir um 12:00 am Ziel an. Die Fahrt war schon ein Abenteuer an sich. Der Bus war extra höher gelegt und mit großen Reifen versehen um durch die Flüsse zu fahren, und um die ungeteerten Straßen zu überwinden. Jedoch wurden wir zwischendruch ganz schön durchgeschaukelt und die Anschnallgurte haben ihren Zweck erfüllt
Wir nutzten unsere Zeit vor Ort um auf den nahe gelegenen Valahnúkur zu steigen. Es war ein sehr schöner Aufstieg; zuerst durch einen kleinen Birkenwald, an einem versteckten Wasserfall vorbei, hoch zu einem steilen Ansteig der Teilweise mit Stufen zur Hilfe versehen war. Als wir ganz oben standen hatte wir eine fabelhafte Aussicht über das ganze Gebiet! Der Herbst ist die beste Jahreszeit um die Natur von Island zu bereisen. Zum einen sind weniger Touristen unterwegs (wenn überhaupt), und zum anderen ist die Farbvielfalt wunderschön. Am Gipfel machten wir ein Picknick und genossen dabei die Sonne, die die letzen Tage eher scheu vorbeigeschaut hat.Auf dem Rückweg schauten wir uns den Gletscherfluss nochmal von der Nähe an, man kann sich bei der Größe gar nicht vorstellen welches Ausmaß er bei der Schmelze annimmt!
Der Bus brachte uns um 16:00 wieder zurück Richtung Heimat. Und als hätten wir es so gebucht, fing es keine 10 Minuten später als wir um Bus saßen an zu regnen. An einer Haltestelle, die bei einem Wasserfall liegt, machte der Bus eine 15 Minütige Foto-Pause. Man hatte sogar dort die Gelegenheit hinter dem Wasserfall her zu gehen, das war ziemlich nass aber nichts desto trotz sehr schön. 
Ich freue mich schon auf meinen nächsten Urlaub, der wird aber ein paar Tage länger dauern!


Sonntag, 21. September 2014

Der Alltag

Langsam bekommt meine Arbeit eine Routine, Ich weiß wann ich nichts zu tun habe und kann einschätzen wann ich gebraucht werde. Meine freie Zeit nutze ich um kleine Wanderungen zu machen (wenn es nicht gerade regnet) oder meine Islandkenntnisse aufzubessern. Vor allem was die Geschichte betrifft habe ich Fortschritte gemacht nachdem Gyda und ich in der Bücherei waren um gutes Material herauszusuchen. Unter anderem habe ich auch ein Buch mitgenommen was die Isländer an sich und deren Kultur beschreibt. Unter der Überschrift "Humor" fand ich folgenden, typisch isländischen Witz: Die ganze Insel lachte über eine Isländische Frau die einen Wiener geheiratet hatte. Die Ehe ging zu Bruch und es folgte ein gewaltiger Streit um Geld und Gut, es endete damit dass der Mann die Kinder mit nach Wien nahm. Aus Rache an ihren Mann aß sie am Weihnachtsabend ein Wienerwürstchen. Also man sieht, schon ein spezieller Humor - natürlich lachen die Isländer auch über normale Witze.
Am Mittwoch habe ich es dann endlich zum Gletscherfluss geschafft. Das Wetter war nicht das Bester aber die Gegend war trotzdem wunderschön. Eine Wanderung durch Islands Hochland ist jedoch weniger bequem. Es gibt wie gesagt keine Wege und von daher schlägt man sich quer Feld ein durch. Der Boden ändert sich unregelmäßig von Sumpf, zu Stein, zu Wiese, zu Gebüsch oder zu Hügel-Loch-Abwechselnd. Bei letzterer Begebenheit ist es ratsam freie Hände zu haben um das Gleichgewicht zu halten. 
Leider ist der Sommer und auch bis jetzt der ankommende Herbst der regnerischste seit langer Zeit. Gestern war ausnahmsweise doch mal ein Sonnentag! Nachdem ich eine Stunde versucht habe die Pferde von der Wiese zu holen habe ich mir Gudrun zu Hilfe geholt. Wir haben es zu zweit es dann geschafft und ich konnte die Sonne für einen entspannten Ausritt nutzen. Eigentlich wollten Gyda und ich den Tag nutzen um einen Trip nach Gulfoss zu machen, den haben wir jedoch verschoben weil Gudruns Abschlussarbeit ansteht und sie dabei Hilfe brauchte. Ich bin ja auch noch lang genug hier um den Wasserfall zu besuchen.

Sonntag, 14. September 2014

Schafabtrieb in Flúðir

Das Highlight der Woche war der Freitag: Wir fingen extra früh im Stall an, damit wir schnellstmöglichst zum Réttir fahren konnten. Zur Erklärung: Die letzte Woche waren um die 30 Männer und Frauen auf ihre Pferden unterwegs um die Schafe aus den Bergen zusammen zu treiben. Da aber niemand direkt seine Schafe aussortieren konnte, wurden erst einmal alle zusammen getrieben. Also waren um die 6000 Schafe unterwegs zum Sammelplatz hinter Flúðir. Am Donnerstag kamen sie schon bei uns an der Farm vorbei, und am Freitag waren dann alle da. Am Platz gibt es ein großes Feld wo die Schafe warten, nach und nach werden so um die 100 - 200 Schafe in ein Rondell gelassen. Von der Mitte aus führen verschiedene Tore zu jeweils große "Boxen" von einer Farm. Wenn die Schafe in der Mitte versammelt sind tigert man los um eins zu fangen, zu checken welche Ohrmakierung es hat, um es dann zum jeweiligen Tor zu bringen - hindurch durch die anderen Schafe. Und die Schafe wollen nicht mit dir kommen. Sie wollen dich am liebsten zu Tode trampeln... Ich habe natürlich auch geholfen. Ich war so gut, dass ich genau 1 Schaf von unserer Farm Skipholt gefunden habe. Ich habe mehrere gefangen, noch mehr haben mich umgerissen und noch viel viel mehr waren wieder weg bevor ich auch nur einen Versuch starten konnte. Und dann stehe ich da in der Masse von Leuten und Schafen (manchmal sind es mehr Leute als Schafe), lasse meinen Blick durch die Menge schweifen und dann kommen da einfach Menschen in meinem Alter vorbei mit einer Bierdose in der linken und ein, manchmal auch zwei Schafe in der anderen Hand... 
 Nun gut. Auf jeden Fall waren nach vier Stunden alle Schafe von uns in ihrer Box. Gudrun (die Tochter von Gyda) und ich machten uns fertig um mit den Pferden die Schafe nach Hause zu treiben. Das war eine sehr lustige Angelegenheit - zum Glück war mein Pferd sehr ruhig (das was ich in der Woche mal geritten habe war eher von der nervösen Sorte). Mit viel "Hopp-Hopp!" und "Heu-Heu!" trieben wir sie mit vielen anderen Freiwilligen zusammen durch die Landschaft. Um 5 Uhr waren wir endlich auf der Wiese angekommen, und ohne Schafe im Schlepptau machten wir ein Wettrennen zurück zum Hof (ich belegte den 3. Platz). Von da aus ging es direkt zum Melken. Da uns viele Leute geholfen haben die Schafe zu holen, waren auch viele später beim Essen und feiern da. Dieser Schafabrtieb ist für die Atheisten wie das erste, und für religiöse Personen wie das zweite Weihnachten, so wurde mir das erklärt. Aus diesem Anlass haben wir für dieses Wochenende sehr viel gebacken, Gyda hatte am Donnerstag schon um fünf Uhr morgens angefangen! Jetzt haben wir soviel über, dass wir bis zum wirklichen Weihnachten davon zehren könnten... Neben der Familie kamen auch Nachbarn und Freunde von überall her. Es gab die traditionelle Fleischsuppe und viel selbst zusammen gemixten Alkohol. Weil die Feier schon losging als wir noch beim Melken waren, kamen auch Gäste zu uns in den Stall und versorgten uns mit dem nötigsten.  Als es dunkel wurde machte ich mit Thordis (eine Freundin von Gyda und Gudrun) auf den Weg zu einer anderen Farm. Das ist so ähnlich wie eine Kneipentour, nur mit Farmen. Es wurde viel gesungen, getrunken und getanzt - auf einer Farm war sogar ein Klavierspieler. Wir hatten viel Spaß, und als wir uns auf den Heimweg machten sahen wir sogar Polarlichter! 
Neben diesem ereignisreichen Wochenende, habe ich zum ersten mal bei einer Kalbsgebrurt dabei sein dürfen. Und da die jungen noch nicht alleine aus dem Saugeimer trinken können, füttere ich sie so lange bis sie von alleine für ihr Wohl sorgen können. Am Anfang sind ihre Köpfe so schwer, dass diese immer zu Seite wegkippen. Und manchmal muss ich sie auch aufheben damit sie stehen, ich dachte ein Kalb wäre leichter!
Heute haben wir die Lämmer von den Müttern getrennt und zu einer separaten Weide getrieben. Dort sollen wie jetzt schön fett werden. In zwei bis drei Wochen kommt der Schlachter und nimmt die dicksten mit. 
Ja, das war es auch erstmal.

Sonntag, 7. September 2014

Die Arbeit

Ich muss sagen, dass ich sehr rücksichtsvoll eingearbeitet wurde. Mir wurde alles in Ruhe gezeigt und versichert, dass ich mir nicht alles auf einmal merken muss.
Um halb 8 geht es los.
Der Stall hat einmal eine Kälber-Zone, dann Jungtiere und dazu die wirklichen Milchkühe (um die 55). Meine Aufgabe ist es, die Kühe in eine Zone zu treiben die ich dann absperre. Dann fange ich an den Stall sauber zu machen. Das dauert so um die halbe Stunde. Währenddessen fängt Bjotnai (der Mann von Gyda) an zu Melken. Wenn ich fertig bin mit dem Misten komme ich nach. Das Melken ist ziemlich einfach: es gibt einen abgesonderten "Raum" wo die Kühe hingehen, dann gibt es zwei Gänge wo pro Gang je 5 Kühe reingehen. Mann macht per Hand die Schleusen auf und zu damit das Vieh an seinem Platz bleibt. Nachdem alle in ihren Boxen sind schnappe ich mir ein Tuch und säubere die Zitzen. Wenn alle glänzen, melke ich per Hand um zu testen ob auch alle ohne Probleme Milch geben. Wenn das der Fall ist kommt die Maschine die an die Zitzen geführt wird. Wenn der Euter leer ist geht die Maschine von alleine weg und ich desinfiziere den Euter mit einer Jodlösung. Tada! 
Wenn alle Kühe fertig sind, säubere ich noch die Melkanlage und wir sind "Buen" (Fertig). Zum Schluss werden noch die Kälber gefüttert und die Lappen in die Waschmaschine gesteckt. 
Gyda und Gudrun bei der Arbeit

Um 10 gibt es dann ein gemeinsames Frühstück. Es folgt eine "flexible Arbeitszeit" in der ich Sachen erledige, die gerade Anfallen (z.B. Auto putzen, Pferdezäune aufstellen ...) Um ca. 13 Uhr gibt es Mittagessen. Zwischen diesem und der Kaffeezeit habe ich einen Leerlauf. Dann fangen wir um 17:30 wieder mit dem Melken an - ein ewiger Kreislauf.

Natürlich werden nicht alle Tiere gemolken... Deswegen musste gestern das Fleisch, welches vom Schlachter abgeholt wurde, sortiert und geschnitten werden. Obwohl das eine Menge Arbeit ist, zahlt sie sich definitiv aus! An super leckeren Fleisch mangelt es hier nirgends. Generell wird hier sehr viel selbstgemacht, wie Marmelade oder Knäckebrot ähnliche Knusper...dinger. Wir haben für nächste Woche traditionelles Gebäck gebacken: Kleina. Das schmeckt so ähnlich wie Krapfen. 
In meiner Freizeit habe ich noch eine Tour auf den Berg über unsere Farm Skipholt gemacht. Eigentlich wollte ich zum Gletscherfluss... aber ich habe leider die falsche Richtung eingeschlagen, und da es hier keine Wanderwege gibt, bin ich wieder zurück gelaufen bevor ich mich VERlaufen konnte. Aber den Gletscher habe ich zu mindestens sehen können.