Sonntag, 21. Dezember 2014

Ganz in Weiß

Nun ist es offiziell: Nicht mehr lang und ich bin zu Hause - was der feste Beweis ist? Ich habe meinen letzten Urlaub hinter mir! Ich war letzte Woche 5 Tage in Reykjavík und nun bleibe ich erstmal daheim.
Normalerweise liegt in der Stadt nicht so viel Schnee wie auf dem Land. Doch in Islands Hauptstadt herrscht sogar noch im Zentrum absolutes Schneechaos. Alles ist weiß - auch die Straßen. Der Verkehr ist schrecklich und ich will gar nicht wissen, wie viele Autos täglich abgeschleppt oder irgendwo herausgezogen werden. Zum Glück hatten wir uns für diese Woche kein Auto gemietet, das wäre selten dämlich gewesen. Aber einige Touristen schreckt auch kein Schneesturm mit einer Sichtweite von 5 Metern ab, Auto zu fahren. Zwei junge Männer aus meinem Hostel sind mit ihrem kleinen Mietwagen sogar zwei Tage hintereinander stecken geblieben - wer nicht lernen will, muss zahlen. Wegen des schlechten Wetters an den ersten Tagen beschränkten Lena und ich unsere Tagesaktivität am Montag auf das Einkaufszentrum: Geschenke kaufen. Abends haben wir in der Küche Suppe mit Zuchini gekocht und trafen auf Martin aus Finnland und Linda aus Norwegen. Mit den beiden hatten wir noch eine lustige Nacht im Hostel.
Am Dienstag beließen wir es auf die Museen (Siedlermuseum und Nationalmuseum) und  auf das Schwimmbad (mit Whirlpools auf der Terrasse, mitten im Zentrum, sehr schön). Am Mittwoch wagten wir uns ein bisschen weiter raus, und besuchten am Morgen noch das Maritimmuseum sowie eine Fotoausstellung und am Nachmittag fuhren wir zu Blauen Lagune. Diese hatte am Dienstag wegen Probleme mit der Temperaturregulierung geschlossen und war dementsprechend am Mittwoch immer noch kälter als üblich. Nichts desto trotz war die Lagune wirklich toll - das Wasser hat eine so blaue Farbe, das man sich nur schwer vorstellen kann, das dies natürlich ist. Außerdem ist touristisch um diese Jahreszeit nicht so viel los, deswegen konnte ich ganz in Ruhe in den Saunen alleine entspannen. Wir haben in der Lagune auch ein Mädel aus Portland getroffen (Rachel) die gerade aus ihrem Urlaub aus der Schweiz wiederkam. Mit ihr haben wir uns dann für Freitag verabredet, um den Weihnachtsmarkt zu begutachten. 
Den Donnerstag verbrachten wir schon wieder in einem Museum! Diesmal in dem Sagamuseum, jetzt kenne ich die isländische Geschichte in und auswendig. Noch letzte Besorgungen wurden erleditg und nach dem wir uns in einem Café aufgewärmt hatten, machten wir uns fertig für das Konzert des Londoner Philharmonie Orchesters in der Harpa. Mit meinen schicken Wanderschuhen enstprach ich nicht ganz dem durchschnittlichen Dresscode, aber meine Schuhauswahl ist begrenzt. Das Orchester spielte eine wirklich schöne Symphonie, und der Pianist brauchte noch nichteinmal Noten - echt beeindruckend.
Am Freitagmorgen machten wir einen Spaziergang zu dem zugefrorenen See - würde man den Schnee räumen, wäre es eine perfekte Fläche zum Schlittschuhlaufen. Nur eine Ecke ist frei von Eis, dort tummeln sich die ganzen Vögel die sonst auf dem Wasser verteilt sind. Wir trafen Rachel am Mittag am "Weihnachtsmarkt", dieser Bestand aus 10 Buden und war mir noch nicht einmal ein Foto wert. Es hätte auch ein normaler Wochenmarkt sein können, das einzig weihnachtliche war der Weihnachtsbaumverkauf. So ging schon die Woche zu Ende! Ich holte meinen Rucksack aus dem Hostel, warf einen letzten Blick auf die Berge Reykjavíks bei Tageslicht, und machte mich auch den Weg zu meinem Bus.
Den ich um ein Haar verpasste.
Ich suchte schnell die nächste Verbindung zum Busbahnhof raus und stellte mich an die Haltestelle. Nach ein paar Minuten kam auch der Busfahrer und ich konnte einsteigen. Ich sagte ihm das ich nach Selfoss fahren wolle - wohlwissend dass es knapp werden würde den drei-Uhr-Bus zu bekommen. der Fahrer machte eine klägliche Miene und verwies auf den schrecklichen Verkehr, er versprach mir aber den Busfahrer nach Selfoss anzurufen um zu fragen ob er auf mich warten könnte. Da wir aber mit 15 Minuten Verspätung am Busbahnhof ankamen, war das nicht mehr möglich. Er nahm mich aber nochmal eine Runde mit dem Bus mit, damit ich nicht so lange am Bahnhof warten musste. Am Ende gab er mir noch ein Ticket, damit ich nicht den vollen Preis nach Selfoss bezahlen muss. Ein sehr freundlicher Mann.
Am Busbahnhof angekommen unternahm ich zahlreiche Versuche Gyda zu erreichen: mein Handy hatte kein Geld mehr, sie ging an ihr Handy nicht ran. Nach einer halben Stunde vergeblichen telefonierens bat ich eine Passantin von ihrem Mobiltelefon aus eine Nachricht an Gyda schreiben zu können. Um halb fünf fuhr der nächste Bus nach Selfoss, natürlich war es für mich unmöglich meinen Anschlussbus nach Fludir zu bekommen! Gyda rief mich endlich auf halbem Weg an um mir zu berichten, dass sie keine Zeit hätte mich ich Selfoss abzuholen! Schade. Aus Spaß schrieb ich Franzi (die ein freies Wochenende hat), das sie mich bei Langeweile doch aus Selfoss abholen könne. Aber die Fahrt dauert bei gutem Wetter mindestens eine halbe Stunde, und bei den eisigen Straßen eher fast eine Stunde. So fing ich an mich mit dem Gedanken anzufreunden, die Nacht im Hostel zu verbringen. In Selfoss angekommen stellte ich fest, dass das Hostel geschlossen hat.
Plan B: Per Anhalter fahren! Nach guten zwanzig Minuten hielt ein Auto an, der nette Mann hätte mich mit nach Hella mitnehmen können, wäre aber ein falscher Ort gewesen. Keine zehn Minuten später hielt aber ein junger Mann an, der wenigsten bis auf den halben Weg nach Fludir wohnte. Ich sah anscheinend ziemlich durchgefroren aus, denn er versprach mir mich zu Not auch ganz nach Fludir zu fahren. Ich durfte dann noch mein Handy bei ihm aufladen und seins mit Guthaben benutzen. Franzi hatte sich mittlerweile dazu entschieden, mich doch auf der Hälfte einzusammeln. So bedankte ich mich überschwänglich an meinen Fahrdienst und stellte mich für eine halbe Stunde in die Dunkelheit, mitten im nichts, an die Straße. Es waren auch nur -7°C. Mein Highlight: eine Sternschnuppe.
Endlich kamen zwei Scheinwerferlichter aus dem Dunkeln auf mich zu. Erleichtert lud ich meinen gelben Engel auf eine Pizza ein. Als ich spätabends dann in meinem warmen Bettchen lag, war ich mehr als erleichtert.

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