Sonntag, 14. September 2014

Schafabtrieb in Flúðir

Das Highlight der Woche war der Freitag: Wir fingen extra früh im Stall an, damit wir schnellstmöglichst zum Réttir fahren konnten. Zur Erklärung: Die letzte Woche waren um die 30 Männer und Frauen auf ihre Pferden unterwegs um die Schafe aus den Bergen zusammen zu treiben. Da aber niemand direkt seine Schafe aussortieren konnte, wurden erst einmal alle zusammen getrieben. Also waren um die 6000 Schafe unterwegs zum Sammelplatz hinter Flúðir. Am Donnerstag kamen sie schon bei uns an der Farm vorbei, und am Freitag waren dann alle da. Am Platz gibt es ein großes Feld wo die Schafe warten, nach und nach werden so um die 100 - 200 Schafe in ein Rondell gelassen. Von der Mitte aus führen verschiedene Tore zu jeweils große "Boxen" von einer Farm. Wenn die Schafe in der Mitte versammelt sind tigert man los um eins zu fangen, zu checken welche Ohrmakierung es hat, um es dann zum jeweiligen Tor zu bringen - hindurch durch die anderen Schafe. Und die Schafe wollen nicht mit dir kommen. Sie wollen dich am liebsten zu Tode trampeln... Ich habe natürlich auch geholfen. Ich war so gut, dass ich genau 1 Schaf von unserer Farm Skipholt gefunden habe. Ich habe mehrere gefangen, noch mehr haben mich umgerissen und noch viel viel mehr waren wieder weg bevor ich auch nur einen Versuch starten konnte. Und dann stehe ich da in der Masse von Leuten und Schafen (manchmal sind es mehr Leute als Schafe), lasse meinen Blick durch die Menge schweifen und dann kommen da einfach Menschen in meinem Alter vorbei mit einer Bierdose in der linken und ein, manchmal auch zwei Schafe in der anderen Hand... 
 Nun gut. Auf jeden Fall waren nach vier Stunden alle Schafe von uns in ihrer Box. Gudrun (die Tochter von Gyda) und ich machten uns fertig um mit den Pferden die Schafe nach Hause zu treiben. Das war eine sehr lustige Angelegenheit - zum Glück war mein Pferd sehr ruhig (das was ich in der Woche mal geritten habe war eher von der nervösen Sorte). Mit viel "Hopp-Hopp!" und "Heu-Heu!" trieben wir sie mit vielen anderen Freiwilligen zusammen durch die Landschaft. Um 5 Uhr waren wir endlich auf der Wiese angekommen, und ohne Schafe im Schlepptau machten wir ein Wettrennen zurück zum Hof (ich belegte den 3. Platz). Von da aus ging es direkt zum Melken. Da uns viele Leute geholfen haben die Schafe zu holen, waren auch viele später beim Essen und feiern da. Dieser Schafabrtieb ist für die Atheisten wie das erste, und für religiöse Personen wie das zweite Weihnachten, so wurde mir das erklärt. Aus diesem Anlass haben wir für dieses Wochenende sehr viel gebacken, Gyda hatte am Donnerstag schon um fünf Uhr morgens angefangen! Jetzt haben wir soviel über, dass wir bis zum wirklichen Weihnachten davon zehren könnten... Neben der Familie kamen auch Nachbarn und Freunde von überall her. Es gab die traditionelle Fleischsuppe und viel selbst zusammen gemixten Alkohol. Weil die Feier schon losging als wir noch beim Melken waren, kamen auch Gäste zu uns in den Stall und versorgten uns mit dem nötigsten.  Als es dunkel wurde machte ich mit Thordis (eine Freundin von Gyda und Gudrun) auf den Weg zu einer anderen Farm. Das ist so ähnlich wie eine Kneipentour, nur mit Farmen. Es wurde viel gesungen, getrunken und getanzt - auf einer Farm war sogar ein Klavierspieler. Wir hatten viel Spaß, und als wir uns auf den Heimweg machten sahen wir sogar Polarlichter! 
Neben diesem ereignisreichen Wochenende, habe ich zum ersten mal bei einer Kalbsgebrurt dabei sein dürfen. Und da die jungen noch nicht alleine aus dem Saugeimer trinken können, füttere ich sie so lange bis sie von alleine für ihr Wohl sorgen können. Am Anfang sind ihre Köpfe so schwer, dass diese immer zu Seite wegkippen. Und manchmal muss ich sie auch aufheben damit sie stehen, ich dachte ein Kalb wäre leichter!
Heute haben wir die Lämmer von den Müttern getrennt und zu einer separaten Weide getrieben. Dort sollen wie jetzt schön fett werden. In zwei bis drei Wochen kommt der Schlachter und nimmt die dicksten mit. 
Ja, das war es auch erstmal.

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