Sonntag, 23. November 2014

"Typisch Island"

Diese Woche hatte ich die Gelegenheit mich mit dem deutschen Aupair von zwei Höfen weiter zu treffen. Ich habe seit ungefähr drei Wochen ihre Nummer und es kam immer was dazwischen was eine Verabredung behinderte. Doch diesen Freitagabend hatten wir dann beide Zeit und sie holte mich nach dem Abendessen bei mir zu Hause ab. Wir fuhren zum Hrunalaug, eine der typisch isländischen heißen Quellen. Früher wurde das Betonbecken benutzt um Schafe von irgendwelchen  Viechern zu befreien, aber schon seit langem sind die einzigen Badegäste nur noch Menschen. Die alte Hütte dient heutzutage als Umkleide, Garderobe und Kerzenschrank. Weiter links gibt es noch ein Teichähnliches Becken. Es war schon dunkel als wir losfuhren, deswegen musste ich ein Foto aus dem Internet mopsen, meine eigenen kommen später wenn wir bei Tageslicht nochmal hinfahren. Wir saßen mehrere Stunden im heißen Wasser und haben gequascht, nach einer Zeit setzten sich noch ein Pole und ein Deutscher die zum Arbeiten hier sind zu uns, und die beiden waren so schlau und haben an Getränke gedacht - es war genug für alle da! Um 12 war ich mit einem ziemlich schwachen Kreislauf zu Hause. Ich glaube wir saßen ein bisschen zu lange in der Quelle!
Das Mädel heißt Franziska und kommt aus Stuttgart, sie ist seit Juni in Island und so konnten wir uns gut austauschen und häufig kommentierten wir einen Vorfall oder eine Geschichte des anderen mit "Typisch Island!". Das hat mir den entscheidenen Anstoß gegeben hier mal zu berichten, was die Top 3 Punkte sind, die für eine Deutsche einen Isländer oder generell die isländische Kultur ausmacht.
   # 1: Spontanität - die Inselbewohner sind mit einem unstetigen Wetter aufgewachsen und haben unter schwierigen Bedingungen gelernt zu leben. In diesem Land spontan zu sein ist ein Muss. Man kann nicht lange im Voraus planen weil das Wetter sich im Fünf-Minuten-Takt ändert und mittlerweile sind auch die Einwohner an sich sehr spontan in der Denkweise; Pläne werden immer wieder verworfen, umgemogelt oder auf wann anders verschoben. Somit ist es manchmal nicht einfach zu wissen was an dem Tag los ist oder auf was man sich vorbereiten muss.
   # 2: kein Umweltbewusstsein - normalerweise denkt man "Ach ja, die Isländer... sie haben so eine schöne Natur und leben noch sehr traditionell. Die müssen ja erstklassiger Umweltschützer sein!" Nicht wirklich. Mülltrennung ist so gut wie gar nicht vorhanden. Pappe wird extra gesammelt, aber da sind wir auch schon am Limit angekommen. Alles kommt in eine Tonne. Am Anfang tat mir das im Herzen weh die Plastikflasche mit der Apfelkitsche weg zu schmeißen, mittlerweile kann ich drüber hinweg sehen, besser macht es jedoch noch lange nicht. Zudem kommt der Verkehr. Natürlich ist man hier auf ein Auto angewiesen, keine Frage, aber auch wenn es nur ein kurzer Weg in der Stadt ist um von A nach B zu gelangen nimmt man das Auto. Zusätzlich lassen sie gerne auch mal den Motor laufen obwohl man weiß das man eine lange Zeit steht, da kribbelt mir es immer in den Fingern den Schlüssel um zu drehen. Und das Licht lässt man auch gerne 24 Stunden lang täglich brennen, man hat ja genug Strom zu Verfügung.
   # 3: Isländisch sprechen - egal ob es der Tierarzt ist, Bekannte auf Besuch oder die Frau aus der Bibliothek. Sie alle wissen das ich ihre Sprache nicht spreche und versuchen es doch immer wieder auf's Neue. Zwar tun sie das nicht auf eine unhöfliche Weise, aber ich komme mir doch immer dumm vor wenn ich erst viermal nachfragen muss was sie meinen, bevor sie mit mir Englisch sprechen. Die Isländer haben kein Problem damit mit Auslädern Englisch zu sprechen, aber sie lieben es zu versuchen, wie weit sie mit isländisch kommen können. Das ist sozusagen ein Schutzmechanismus; bei einer Population von um die 300.000 Einwohner ist es wichtig die Sprache am Leben zu lassen, und eigentlich finde ich es auch sehr sympathisch und geduldig es immer wieder mit mir zu versuchen. Mittlerweile kann ich auch verstehen was sie mir sagen möchten - zwar nicht wörtlich, aber sinnlich.
Gestern habe ich die Bücher des Haushalts alle ausgeklopft, entstaubt und in Kisten gepackt. Die Streicher kommen nämlich nächste Woche und dementsprechend haben wir dieses Wochenende alles ausgeräumt und gut weggeräumt damit sie am Montag anfangen können. Heute war noch die Couchgarnitur dran und jetzt sind wir bereit!

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