Sonntag, 30. November 2014

Unterwegs im Suðurland

Ich habe einfach mal wieder eine schöne Zeit gehabt, wie eigentlich schon die vorherigen 3 Monate auch. Von Tag zu Tag fühle ich mich wohler, und bei dem Gedanken das morgen der Dezember beginnt kommen mir fast die Tränen. Am Donnerstagabend kam Bergsteinn vorbei, am Freitag folgten Gudrun, Jón und auch Lena! Ein freies Wochenende mit einem vollen Haus. 
Am Freitag nach dem Frühstück sollte Bergsteinn noch ein paar Sachen für das Mittagessen einkaufen, die Chance nutzte ich um eine kleine Rundtour zu bekommen. Wir erledigten also die Einkäufe und fuhren dann durch die Gegend rund um Flúðir. Er erklärte mir während der Fahrt alles mögliche; über die Farmen, die Farmer, die Verwandschaftsbeziehungen, die Sagen über Berge, Seen und Trolle usw, ich konnte mir nicht alles merken. Es wurde immer später und da wir das halbe Mittagessen auf der Rückbank liegen hatten verkürzten wir die Runde und fuhren nach Hause wo Gyda schon ungeduldig gewartet hat.
Nach dem Mittagessen nutzte ich den trockenen Tag um ein kleinen "Spaziergang" zu machen, zum Hochland zu einem kleinen Wasserfall den ich von meinem Zimmerfenster aus sehen kann. Da das Wetter nicht besser wird habe ich mir gedacht, dass es höchste Zeit wird, dieses schon lang geplante Projekt um zu setzten. Wie man auf dem Foto sieht war es eher ein Bachfluss, schön war mein Ausflug trotzdem. Am Nachmittag holte ich Lena von der Bushaltestelle ab und ich entführte sie sogleich in die "Secret Lagoon", eine renovierte Badequelle ganz in der Nähe. Jetzt habe ich auch alle Badestätten der Gegend durch. Bis jetzt war ich immer nur in dem Freibad schwimmen, mit 500 Kronen ist das wirklich preiswert. Die Secret Lagoon kostet normalerweise 2500 Kr, für nur ein großes Becken ziemlich teuer. Aber ich fragte nach einem Studenrabatt, und der Kassierer bot uns einen Preis von 1500 pro Person an. Als wir nach unserem Geld kramten und ich Lena fragte ob sie noch 500 Kr klein hätte (2x 1000 Kr lagen schon auf den Tresen) winkte er ab und meinte das reicht - also konnten wir den Abend sehr preiswert genießen! Die Lagune war wirklich sehr schön und groß, ich hoffe das nächste mal habe ich einen klaren Himmel um die Sterne besser sehen zu können.
Für den Samstag hatten wir den Goldenen Kreis geplant, also Thingvellir, Skáholt, Gysir und den Gullfoss. Aber da es an der Frostgrenze nagte bat uns Gyda nicht den ganzen Weg nach Thingvellir zu fahren und dafür verbrachten wir eine längere Zeit in Laugavatn. Nach einem Spaziergang  am See entlang und auch ein Stück in den kleinen Wald rein, fuhren wir weiter Richtung Gysir. Da ich selber unserem Jeep fuhr, hielten wir an wann immer wir was interessantes sehen konnten. So kamen wir auch zu der kleinsten Kirche die ich je gesehen habe! Wirklich süß: mit 5 Bankreihen, eine kleine Orgel in der ersten Bank, sogar eine kleine Kanzel wurde dort untergebracht. 
Bei dem Gysir angekommen machten wir eine Mittagspause. Frisch gestärkt wagten wir den Aufstieg hoch auf dem Berg der hinter den heißen Quellen und Gysiren liegt. Der ganze Berg war jedoch aufgrund des heftigen Regens der letzten Tage quasi aufgeweicht, und nach ein paar Schritten fiel einem durch die Matschablagerungen an der Sohle das Laufen sehr schwer. Von oben hatte man trotzalledem einen wunderbaren Blick auf die Ausbrüche des Strokkur, der verlässlich alle 10-15 Minuten seine Pracht zeigt. Der Gysir, also der Gysir Gysir, bricht nur dann aus wann er will, wann auch immer das sein mag. Unser letzter Stopp der Tour führte uns zum Gullfoss. Diesmal hatte ich auch Zeit den oberen Weg zu laufen von wo man einen wunderbaren Blick hat! Der untere Weg war eigentlich aufgrund der Winterzeit gesperrt, aber diese Kette nahm keiner ernst und wurde mit großem Einverständnis überwunden. Gyda erzählte uns am Abend, dass einst ein französischer Tourist den Abhang runter gefallen ist und auch nie gefunden wurde. Da kann ich durchaus nachvollziehen wenn man da vorsichtiger ist.
Unser Programm war noch nicht zu Ende. Ich reservierte vor ein paar Tagen einen  Tisch bei einem Weihnachtsbuffet. Gyda und ich bangten seit letzten Dienstag das mein Wochenende ins Wasser, beziehungsweise in den Schnee fallen könnte - doch da der Samstag bis dato ohne jeglichen Tropfen oder Flocke verlief, stand dem Event auch nichts im Wege. Alleine fahren durften wir trotzdem nicht: Auf dem Weg nach Hause nahm Bergsteinn uns zur Farm mit. Das Restaurant wurde direkt neben dem Kuhstall gebaut, von oben trennte nur eine Glasscheibe die Gäste mit den Kühen. Ich dachte deswegen, dass auch das Restaurant eher gutbürgerlich ist und schmiss mich nicht so in Schale, Lena dementsprechend auch nicht. Als Bergsteinn uns ablieferte waren wir eine der ersten Gäste, die Band war noch im Soundcheck. Wir bekamen aber schonmal einen Glühwein und so sahen wir uns ein bisschen um. Die Gäste kamen nach und nach und wurde immer schicker, wir waren um ein Haar underdressed. Das ganze Restaurant war sehr modern und hübsch.
Der Abend stellte sich ohne Zweifel als voller Erfolg heraus! Schnell wurde bekannt das wir aus Deutschland kommen und so wurde uns durch den Abend geholfen. Am neben Tisch saß ein deutsches Ehepaar mit der ganzen Familie, sie sind vor 11 Jahren ausgewandert. Das Essen war auch vorzüglich, die Musik fantastisch und als es später wurde, schwingte man auch das Tanzbein. Lena und ich zogen den Altersdurchschnitt ganz schön nach unten, aber wir fühlten uns pudelwohl. Die Isländer haben ein Talent dafür seinen Gästen das Gefühl zu geben, sich wie zu Hause zu fühlen. Viel zu schnell kamen Gyda und Gudrun um uns abzuholen. Aber ich wollte auch nicht das sie später kamen, da das Wetter sich verschlechterte und die Straßen schon glatter wurden. 
Am heutigen Morgen bekam Lena noch eine Stall-Tour von mir und es fühlte sich so an als ob ich schon ewig auf dem Hof leben und arbeiten würde. 
So geht wieder mal eine wunderschöne Woche zu Ende und mit der ganzen Weihnachtsdeko im und am Haus, kann die Adventszeit beginnen!

Sonntag, 23. November 2014

"Typisch Island"

Diese Woche hatte ich die Gelegenheit mich mit dem deutschen Aupair von zwei Höfen weiter zu treffen. Ich habe seit ungefähr drei Wochen ihre Nummer und es kam immer was dazwischen was eine Verabredung behinderte. Doch diesen Freitagabend hatten wir dann beide Zeit und sie holte mich nach dem Abendessen bei mir zu Hause ab. Wir fuhren zum Hrunalaug, eine der typisch isländischen heißen Quellen. Früher wurde das Betonbecken benutzt um Schafe von irgendwelchen  Viechern zu befreien, aber schon seit langem sind die einzigen Badegäste nur noch Menschen. Die alte Hütte dient heutzutage als Umkleide, Garderobe und Kerzenschrank. Weiter links gibt es noch ein Teichähnliches Becken. Es war schon dunkel als wir losfuhren, deswegen musste ich ein Foto aus dem Internet mopsen, meine eigenen kommen später wenn wir bei Tageslicht nochmal hinfahren. Wir saßen mehrere Stunden im heißen Wasser und haben gequascht, nach einer Zeit setzten sich noch ein Pole und ein Deutscher die zum Arbeiten hier sind zu uns, und die beiden waren so schlau und haben an Getränke gedacht - es war genug für alle da! Um 12 war ich mit einem ziemlich schwachen Kreislauf zu Hause. Ich glaube wir saßen ein bisschen zu lange in der Quelle!
Das Mädel heißt Franziska und kommt aus Stuttgart, sie ist seit Juni in Island und so konnten wir uns gut austauschen und häufig kommentierten wir einen Vorfall oder eine Geschichte des anderen mit "Typisch Island!". Das hat mir den entscheidenen Anstoß gegeben hier mal zu berichten, was die Top 3 Punkte sind, die für eine Deutsche einen Isländer oder generell die isländische Kultur ausmacht.
   # 1: Spontanität - die Inselbewohner sind mit einem unstetigen Wetter aufgewachsen und haben unter schwierigen Bedingungen gelernt zu leben. In diesem Land spontan zu sein ist ein Muss. Man kann nicht lange im Voraus planen weil das Wetter sich im Fünf-Minuten-Takt ändert und mittlerweile sind auch die Einwohner an sich sehr spontan in der Denkweise; Pläne werden immer wieder verworfen, umgemogelt oder auf wann anders verschoben. Somit ist es manchmal nicht einfach zu wissen was an dem Tag los ist oder auf was man sich vorbereiten muss.
   # 2: kein Umweltbewusstsein - normalerweise denkt man "Ach ja, die Isländer... sie haben so eine schöne Natur und leben noch sehr traditionell. Die müssen ja erstklassiger Umweltschützer sein!" Nicht wirklich. Mülltrennung ist so gut wie gar nicht vorhanden. Pappe wird extra gesammelt, aber da sind wir auch schon am Limit angekommen. Alles kommt in eine Tonne. Am Anfang tat mir das im Herzen weh die Plastikflasche mit der Apfelkitsche weg zu schmeißen, mittlerweile kann ich drüber hinweg sehen, besser macht es jedoch noch lange nicht. Zudem kommt der Verkehr. Natürlich ist man hier auf ein Auto angewiesen, keine Frage, aber auch wenn es nur ein kurzer Weg in der Stadt ist um von A nach B zu gelangen nimmt man das Auto. Zusätzlich lassen sie gerne auch mal den Motor laufen obwohl man weiß das man eine lange Zeit steht, da kribbelt mir es immer in den Fingern den Schlüssel um zu drehen. Und das Licht lässt man auch gerne 24 Stunden lang täglich brennen, man hat ja genug Strom zu Verfügung.
   # 3: Isländisch sprechen - egal ob es der Tierarzt ist, Bekannte auf Besuch oder die Frau aus der Bibliothek. Sie alle wissen das ich ihre Sprache nicht spreche und versuchen es doch immer wieder auf's Neue. Zwar tun sie das nicht auf eine unhöfliche Weise, aber ich komme mir doch immer dumm vor wenn ich erst viermal nachfragen muss was sie meinen, bevor sie mit mir Englisch sprechen. Die Isländer haben kein Problem damit mit Auslädern Englisch zu sprechen, aber sie lieben es zu versuchen, wie weit sie mit isländisch kommen können. Das ist sozusagen ein Schutzmechanismus; bei einer Population von um die 300.000 Einwohner ist es wichtig die Sprache am Leben zu lassen, und eigentlich finde ich es auch sehr sympathisch und geduldig es immer wieder mit mir zu versuchen. Mittlerweile kann ich auch verstehen was sie mir sagen möchten - zwar nicht wörtlich, aber sinnlich.
Gestern habe ich die Bücher des Haushalts alle ausgeklopft, entstaubt und in Kisten gepackt. Die Streicher kommen nämlich nächste Woche und dementsprechend haben wir dieses Wochenende alles ausgeräumt und gut weggeräumt damit sie am Montag anfangen können. Heute war noch die Couchgarnitur dran und jetzt sind wir bereit!

Sonntag, 16. November 2014

"Vom Winde verweht" alias Vestmannaeyjar

Von Montag bis Freitag hatte ich endlich mal wieder frei - was heißt endlich, so lange her war mein letzter freier Tag auch nicht. Aber diesmal hatte ich wirklich mal ein bisschen Pause vom Stall gebraucht! Und deswegen war ich überglücklich als ich früh morgens mit den Schulkindern in den Bus einstieg. 
 Ich traf Lena am Hafen von wo wir aus die Fähre nahmen die nach einer halben Stunde Überfahrt die Küste von Heimaey erreichte. Wir hatten unsere Zimmer in einem Hostel im Zentrum des Dorfes gebucht. Der Schlafsaal mit sieben Betten war in zwei Etagen unterteilt, und da wir am Montag die einzigen Besucher im Hostel waren, schnappten wir uns die oberen Etage mit drei Betten, und funktionierten das extra Bett zu einer "Couch" um.
Nachdem wir uns eingerichtet hatten, machten wir unseren ersten Rundgang der uns nach dem Supermarkt, hoch zu den Häuserfriedhof führte. Der Friedhof birgt die Häuser, die bei der Vulkanexplosion 1973 verschüttet wurden. Darauf wurde nun sowas wie ein Labyrinth gebaut mit Schautafel auf isländisch. Aber da es auch schon um 17 Uhr dunkel ist, waren wir auch schnell wieder in dem Aufenthaltsraum und machten uns eine Suppe.
Am nächsten Tag packten wir uns warm ein um auf den Eldfell zu steigen. Dieser Vulkan bildete sich bei der Eruption 1973. Dort oben war es so windig wie in einem Windkanal, aber wir hatten eine wunderbare Aufsicht auf das Festland, genau auf den Eyjafjallajökull.
Die nächsten Tage waren Wettertechnisch nicht so der hammer. Hauptsächlich Regen und viel Wind. Wir kundschafteten somit fast jeden Laden der kleinen Stadt aus und hielten uns lange in de Dekogeschäften auf. In einem fand Abends eine "Ladysnight" statt, die wir auch besuchten. Es gab eine 2-Mann-Band, eine Lotterie, Probierstände und auch eine Modenschau für Kinder und Frauen. Als alternatives Abendprogramm war diese Aktion sehr schön - obwohl wir nicht bei der Auslosung gezogen wurden (was vielleicht auch ganz gut war, einen riesen Topf oder eine Lampe wären schwer geworden zu transportieren).
Abends machten wir meist noch einen Spaziergang; Häuser anschauen und interessante Gebäude finden war unsere Hauptbeschäftigungen bei unseren Rundgängen. Einmal sind wir auch an der Küste Richtung Osten entlang gegangen. Per Zufall gelangten wir auch zu diesen alten Häusern, die Türen waren offen um die neugierigen Touristen einen Blick in die Dunkelheit werfen zu lassen. Nur eine kleine Luke gab ein bisschen Tageslicht, und da vom Tageslicht nicht mehr so viel übrig war, konnten wir größtenteils nur durch belichtete Fotos sehen, was vor uns lag. Bei dem Anblick war ich schon ganz froh in dieser Zeit zu leben, gemütlich und warm ist was anderes! Neben diesen Häusern befand sich der zu dieser Jahreszeit ziemlich verlassene Golfplatz. Diesen nutzen wir als Weg zur Küste. Der starke Wind und die voranschreitende Dunkelheit verlieh dem Ort eine starke Atmosphäre. Da kann man schon besser verstehen wie das alte Volk solche Plätze als Heimat von Trollen ansah.
Wir besuchen auch das neue Museum. Es gibt Auskunft über den Vulkanausbruch und über die Entstehung der Insel Surtsey (diese Ausstellung machte aber erst an dem Tag auf, an dem wir abreisten). Das Museum war sehr interessant - im Zentrum stand ein verschüttetes Haus wo drumherum das Gebäude errichtet wurde. Ein Film berichtete über die Nacht des Ausbruchs, den Wiederaufbau etc. Am erstaunlichsten fand ich, das nach der Evakuation nur 2/3 der Einwohner zurück auf die Insel kamen.
Am Freitag ging es schon wieder nach Hause. Dort erwartete mich frisch gebackener Kuchen, so lässt es sich wieder einleben.

Sonntag, 9. November 2014

Hausgemacht

In unserem Haushalt wird vieles selbstgemacht. Neben Marmelade, Brot, Brötchen, Knäckebrot, Biscuits gibt es natürlich die eigene Milch und eigenes Fleisch.
Der November ist der Monat des Räucherns. Seit ein paar Tagen kommen ab und zu Leute mir ihrem Fleisch oder ihren Würstchen vorbei, die sie gerne geräuchert hätten. Deswegen haben wir hier unseren eigenen kleinen "Vulkan": ein Räucherhäuschen bei dem Schafstall. In dem 1x2 Meter Blechschuppen hängen also die Würstchen und Schenkel über einer dicken Glut und werden schön zugequalmt. Dabei ist es wichtig, so Bjarni, dass es nicht zu heiß wird! Bei 0°C Außentemperatur ist das nicht so schwer. Wir selber haben dann auch unsere Würstchen gemacht. Die Masse bestand aus hälfte Fett und hälfte Fleischreste die man nicht mehr weiter verwenden konnte. Ehrlich gesagt bin ich nicht so ein großer Fan von denen und bin froh, dass es sie auch erst ca. 2 mal seit meiner Ankunft zu essen gab. Ein Großteil wird auch zu Weihnachten an Verwandte und Freunde verschenkt.
Leider kann ich diese Woche nicht weiter spannendes berichten - meine Freizeit habe ich unteranderem damit verbracht, meinen Trip für nächste Woche zu planen und zu organisieren. Ich bin schon gespannt und freue mich drauf euch davon zu erzählen.

Sonntag, 2. November 2014

Ein tierisches Auf und Ab

Es gibt immer schöne und hässliche Seiten eines Berufs. Und dass der Beruf des Landwirtes (wir wollen ja politisch korrekt bleiben und nicht "Bauer" sagen) oft hässliche, bzw. stinkende/ dreckige/ zu frühe/ zu späte/ zu kalte/  Fliegenreiche/ laute... Seiten hat, ist kein Geheimnis. Und trotzdem macht es Spaß, immer wieder bewundernstwert.
Der Punkt, zu dem ich hier viel zu lange einleite, ist die erste Totgeburt die ich miterlebt habe. Skipholt hat eine sehr geringe Rate an Totgeburten, maximal 4 pro Jahr. Aus diesem Grund war auch mal ein Spezialist hier um zu schauen was hier anders gemacht wird als sonst wo, aber er konnte nichts feststellen, vielleicht sind es die skipholtischen Gene oder so. Mein siebter Sinn hat mich schon vermuten lassen, dass das Kalb nicht mehr unter uns weilt als ich es da hängen sah. Am Abend vorher habe ich schon gesehen das Kuh 703 bald soweit ist - ihre Fruchtblase hing attraktiv zwischen ihren Hinterbeinen. Sie war mehr als genervt und versuchte mit ihrem Schwanz die mit Wasser gefüllte Hautblase
Hier ein überaus ansehnliches Beispiel
loszuwedeln. Ohne Erfolg. Als ich sah wie eine andere Kuh interessiert dran roch befürchtete ich schon, dass sie einfach dran schleckt - oder noch schlimmer: reinbeisst! Ich traue denen mittlerweile alles zu. Vor zwei Wochen habe ich sogar einen angefutterten Hundefutterbeutel bei ihnen in der Tränke gefunden und ich suche immer noch eine Erklärung wie er das reinkommt und wie wohl Plastik schmecken mag...
Aufjedenfall hing also das Kalb schon trocken halb hinten raus. Es gab zu dem Fakt das es leblos ist aber noch zwei Probleme. 1. es lag in Steißlage, also Hintern zuerst, und 2. es lag auf dem Rücken. Mit viel Kraftaufwand musste Gyda also das Kalb erstmal so rum drehen dass es auf dem Bauch liegt. Danach wurden die Hinterläufe des Kleinen an den Minitraktor gebunden der für das Füttern gebraucht wird. Bjarni zog also mit der Maschine an den Beinen, Gyda spreizte den Ausgang für das Kalb und ich gab der Mutterkuh seelischen beistand. Als der Leichnam endlich auf den Boden plumpste fing die Mutter schon wieder genüsslich an zu futtern. Das Kalb wurde kurzerhand nach draußen geschleift und in die Mülltonne verfrachtet. So schnell kann es vorbei sein bevor es überhaupt begonnen hat. Ich muss sagen ich dachte, mich würden solche Todesfälle mehr berühren. Aber nachdem ich mal nachgefragt habe was den mit der Kuh 658 sei (sie ist bei den Milchkühen ohne Halsband und ohne entwickelten Euter = sie hat noch nie gekalbt) und mir gesagt wurde, dass sie aufgrund eines Steinfötus bald zum Schlachter kommt und mich das in keinster Weise seelisch beunruhigt hat, bin ich mir sicher, dass ich einen emotionalen Abstand zu Nutztieren gewonnen habe. 
Am Samstag gingen Gudrun, Gyda und ich spontan zu einem Freundschaftsspiel der hiesigen Basketballmannschaft gegen die zweite Besetzung der Meistermannschaft der 1. Liga. Man sah den Unterschied schon im Altersdurchschnitt, aber auch an der Körpergröße, an der Ausdauer, an der Technik und auch an dem Sponsor. Der Erstligist hatte unteranderem Subway auf der Hose prangen, Flúðir jedoch wurde von der hier ansässigen Pilzzucht unterstützt. Wir verloren mit 43 zu 107, aber das war zu erwarten. Am süßesten war jedoch die Halle in der gespielt wurde. Da es nur eine kleine Gemeinschaft hier ist, bekam der Ort eine Sondergenehmigung auch die Sporthalle kleiner zu bauen als eigentlich die Norm ist. Und deswegen gibt es auch keine Tribüne sondern nur herangeholte Stühle und Bänke. Und wie fast überall, muss man sich auch hier die Schuhe ausziehen! Als ich das erste mal zur Bücherei gefahren bin, habe ich das Schild mit einem durchgestrichenen Schuh zuerst vom treuen Internet übersetzen lassen, weil ich mir nicht sicher war ob ich jetzt  wirklich die Schuhe ausziehen soll! 

Den Lämmern ging es  heute Nachmittag an die Wolle - ein Winterschnitt musste her! Und so schrumpften sie um die Hälfte und sehen somit noch hilfloser aus, als sie es sowieso schon sind. Die anderen 40 Schafe haben wir jetzt auch nach Hause getrieben. Nun warten sie auf ihre himmelsfahrt Fahrt mit dem großen LKW zur letzten Bestimmung... diese haben wir natürlich nicht geschoren.